Abeku Afful: Die Lage ist im Moment sehr schwierig für mich

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Abeku Afful ist zurzeit die tragischste Figur der kleinen deutschen Kampfsportszene. Der Hamburger wurde in seinem Gym kürzlich Opfer eines brutalen Machetenangriffs. Mehrere maskierte Männer drangen am 18.05.2016 gegen 21:45 Uhr in die Räumlichkeiten ein und verletzten Afful lebensbedrohlich. Als einen der Täter identifizierte der 35-jährige Deutsch-Ghanaer seinen ehemaligen MMA Trainer Ismail C. (35). Die Identität der anderen Männer ist aktuell noch ungeklärt, aber es gibt viele Hinweise und Mutmaßungen dazu. Fast täglich halten wir Kontakt zu Afful im Krankenhaus. Er weiß im Moment nicht, ob er jemals wieder richtig gehen, geschweige denn nochmals als Athlet kämpfen oder als Trainer arbeiten kann.

Afful hat aufgrund des für ihn aus dem Nichts kommenden Überfalles und den daraus verursachten Verletzungen unerträgliche Schmerzen an seinem verletzten Unterschenkel. Bei dem brutalen Angriff fügten die Täter ihm mit mehreren Machetenhieben eine tiefe Schnittwunde zu. Nur durch eine Not-OP konnten die Ärzte seinen Unterschenkel retten. Seither erlebt Afful stetig weitere Operationen.

Wie soll es mit mir weitergehen? Ich muss aus diesem Bett heraus“, sagte Afful am Sonntag zu uns. Er wünscht sich aktuell nichts sehnlicher, als wieder bei seiner Familie sein zu können. „Meine ganze Familie ist durch diese Tat schwer traumatisiert“. Aber nicht nur seine Familie steht Afful bei, sondern viele Menschen aus allen Teilen Deutschlands zeigen sich solidarisch und wollen dem Athleten helfen. „Ich muss einige Menschen zurückhalten, keine Dummheiten zu begehen. Vielen meiner Weggefährten und Freunden geht die Angelegenheit sehr nahe. Aber selbst Menschen die ich nicht kenne, wollen mich unterstützen und beschützen. Ich sage allen, dass die Justiz sich um alles kümmert.“

Abeku Afful wirkt sehr nachdenklich und in sich gekehrt. Er ist tief erschüttert, als er uns seine Gedanken und Gefühle mitteilt und vor allem ist er unendlich traurig darüber, dass die Menschen aus dem Umfeld von Ismail C., dem als charismatisch geltenden Hamburger mit türkischen Wurzeln, blind zu folgen scheinen und nicht etwa die Tat verabscheuen. Stattdessen stehen sie weiterhin ihrem „Anführer“ bei. Es ist für Afful nicht im geringstem nachvollziehbar, dass erwachsene und mündige Personen nicht eigenständig denken können oder wollen und eigene Gesetzte zu verfolgen scheinen. Die Gründe sind für den Hamburger nebulös.

Die weiteren Worte von Abeku Afful:

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Abeku Afful wurde schwer verletzt

Die Lage ist im Moment sehr schwierig für mich. Ich habe immer für meinen Sport gelebt und tue es selbst jetzt in meiner schwersten Stunde und niemand wird mich davon abhalten können, meiner Bestimmung zu folgen. Es ist sehr schmerzlich, wenn auch irgendwo ökonomisch nachvollziehbar, dass das Gym, in dem ich als Trainer gearbeitet habe, mich vor die Tür gesetzt hat. Aber unterkriegen lassen werde ich mich auch durch diesen Rückschlag nicht, selbst wenn dieser Vorfall durchaus existenzbedrohend für mich ist.

Es gibt einflussreiche Personen im Sport, die zu mir sagen, dass ich nur den Wunsch äußern solle und man werde dafür sorgen, dass die Schüler und Anhänger von Ismail C. nie wieder an irgendeinem Wettkampf teilnehmen können. Das stärkt mich zwar als Person, aber das ist nicht mein Wille und auch nicht das, was ich mir wünsche. Ich wünsche mir viel mehr, dass diese Menschen selbständig denken lernen und nicht blind jemandem folgen und vertrauen. Denn letztlich wird immer die Wahrheit siegen, wenn auch manchmal sehr spät. Aber am meisten bin ich geschockt darüber, dass es Menschen gibt, die allem Anschein nach derart manipuliert sind und einen Führer brauchen. Diese Leute haben keinen eigenen Willen mehr und lassen sich von dieser ungeheuren Tat ohne nachzudenken mitreißen. Es ist vor allem erschreckend, wenn man manchmal die Kommentare auf Facebook liest. Da ist zum Beispiel die Absage der Ravage Series (Veranstaltung von Ismail C.). Manche beschweren sich tatsächlich, dass das Event ausfällt und tun so, als wenn ihnen ein großes Unrecht angetan wurde, gegen das sie jetzt kämpfen müssen. Das ist eine Schande! Viele von denen haben meiner Meinung nach aufgehört menschlich zu sein. Jetzt muss ich gucken, wo ich momentan bleibe. Ich muss mich neu sortieren und dann sehen, wie ich weiter mache. Aber letztlich wird es immer weiter gehen und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass jeder irgendwann für das was er macht, getan hat oder auch nicht macht, entsprechend seine Strafe bekommen wird.

scldjdIch für meinen Teil möchte jederzeit in den Spiegel sehen können.

Ich möchte zudem ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Tat und das Verhalten von Ismail C. nichts mit seiner Religion oder Nationalität zu tun hat, sondern nur mit dem Charakter eines einzelnen Menschen.“

Es ist menschlich kaum nachvollziehbar, dass das Gym von Afful ihn ausgerechnet jetzt vor die Tür gesetzt hat, wo er am meisten Rückhalt benötigt und keine schlechten Nachrichten gebrauchen kann. Von Abeku Afful ist bekannt, dass er niemals jemanden in dieser Situation fallen lassen würde. Um so bitterer muss es für den 35-jährigen Kampfsportler sein, derart im Stich gelassen zu werden.

Wir wollen aber darauf hinweisen, dass mit dem Gym nicht das Hammerbrook Gym in Hamburg gemeint sind. 

Aber mit dieser Tat hat man leider auch MMA in Deutschland wieder in ein schlechtes Licht gerückt. Denn der normale Bürger, der MMA nur aus dem Boulevard kennt, wird eine falsche Meinung aufgezwungen. Und spätestens wenn am 3. September die UFC nach Deutschland zurückkehrt, wird man auch wieder diese schrecklichen Tat vor Augen geführt bekommen. Denn erstmals findet das Großereignis in Hamburg statt, dem Ort wo nicht nur ein Mensch fast ums Leben gekommen wäre, sondern wo MMA um viele Jahre zurück katapultiert wurde.