Vor einiger Zeit schrieb Attila etwas über Muhammad Ali. Da der Champ heute Geburtstag hat, teilen wir diesen Liebesbeweis unseres Freundes und GFN Gründers erneut !
Sie waren Titanen im Ring und ich durfte als kleiner Junge dabei sein, als der für mich emotionalste Kampf aller Zeiten in Afrika stattfand. “The Rumble in the Jungle“ war damals ein weltweites, sportliches und ebenso politisches Ereignis, dessen Protagonisten George Foreman und Muhammad Ali eine der größten Geschichten der Gegenwart geschrieben haben. Und diese bewegende Geschichte, seine wahnsinnige Entstehung und der Geist dieses Kampfes bleiben bis heute einzigartig und wird sehr wahrscheinlich in dieser Form auch nie mehr erreicht werden. Wehmütig blicke ich heute zurück, auf den Glanz der ganz großen Zeit des Boxens.
Als mir vor einer Weile ein Artikel der Bildzeitung mit George Foreman in die Hände fiel, überkam mich neben Wehmut auch große Trauer. George Foreman gab der Zeitung einen schönen Einblick über das damalige Ereignis und seinem größten Widersacher Muhammad Ali, dessen aktuelle Gesundheit selbst einen harten Mann wie Foreman beunruhigte.
Foreman sagte der Bildzeitung: “Normalerweise sprachen wir regelmäßig miteinander. Meistens am frühen Vormittag, wenn er ausgeschlafen und noch bei Kräften war. Doch seine Energie hat nachgelassen, es fällt ihm immer schwerer, Worte über die Lippen zu bringen. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Entsetzlich. Ich weiß aber, dass Muhammad nichts mehr liebt als zu leben. Dafür kämpft er unerbittlich.“
Worte die bei mir Gänsehaut und große Angst erzeugten. Natürlich werden wir alle einmal gehen, das ist nun mal unsere Bestimmung. Aber Muhammad Ali? Der größte Boxer aller Zeiten?
“Bitte nicht allmächtiger Gott“ sage ich mir immer wieder, denn Muhammad Ali ist für mich nicht nur ein unerreichter Sportler, sondern ein Prophet der Menschheit. Und das meine ich nicht einmal im Bezug auf den Islam, sondern als einfacher Erdenbürger, für den Alis Mut und sein unbändiger Wille, wie auch seine Beharrlichkeit, großes Vorbild ist.
Aber Ali wäre nicht der Größte, wenn er nicht Titanen geboxt und meistens besiegt hätte. Egal ob Joe Frazier oder George Foreman, niemals war es vielleicht schwerer als Schwergewichtler Boxweltmeister zu werden, als in den 1960er und 1970er Jahren. Und als schwarzer Mann erhielt man noch nicht einmal von anderen Ethnien, besonders nicht von den Weißen, die Anerkennung, die beispielsweise fast 2 Jahrzehnte später einem Mike Tyson zuteil wurde. Dazu bedurfte es viel mehr, als nur ein großer Boxer zu sein. Und Ali war einfach viel mehr als ein Sportler. So weigerte er sich seinem Land in Vietnam zu dienen, wofür er ins Gefängnis kam und lange Zeit nicht boxen durfte.
Muhammad Ali 1966: “Fragt mich so lange ihr wollt
Über den Vietnam-Krieg werde ich dieses Lied singen
Ich habe keinen Streit mit dem Vietcong“
Er setzte sich zudem stark für die Emanzipation der Afroamerikaner ein und wurde so zu einem Symbol der amerikanischen Gegenkultur und weltweit ein Botschafter des Friedens und des Kampfes gegen den Rassismus.
Und natürlich war Ali auch ein Selbstdarsteller und stand immer wieder gerne im Mittelpunkt. Doch in Wirklichkeit symbolisierte sein lautes Reden nichts anderes als seine Angst zu verlieren, was er als abgetretener Champ zugab und dafür zu Recht noch mehr Anerkennung erntete. Wieso ausgerechnet er an Parkinson erkrankt ist, habe ich mich als junger Mann oft gefragt und fand dafür keine Antwort.
Doch Ali sagt dazu: „Gott gab mir diese Krankheit um mich daran zu erinnern, dass nicht ich der Größte bin, sondern Er!“
Heute, als Mann im mittleren Alter weiß ich, dass es kein Zeichen Gottes war, dass Ali erkrankt ist, sondern es ein Symbol für unsere Verwundbarkeit und unsere Gleichheit ist. Denn es gibt keinen Menschen der es mehr oder weniger verdient hätte zu leben, egal wie groß oder klein sein Tun in der Geschichte war und ist.
Aber trotzdem bleibt Ali mein Vorbild und der größte Boxer aller Zeiten. Und an dem Zeitpunkt, wo ich die Erde verlassen werde, werde ich ihn vielleicht an einem schöneren Ort treffen und ihm sagen, wie wichtig mir sein Wirken und Leben war und wie vielen Menschen er Mut gemacht hat, für sich, seine Nationalität und für andere Menschen einzustehen.
Würde er mitbekommen, wie sich einige Kampfsportler in Deutschland benehmen, er würde sich sehr wahrscheinlich in einer anderen Welt wähnen. Seine Welt ist aufrecht und gerecht, egal was man im Leben erreicht hat, denn ohne andere Menschen wären wir alle nichts.
Muhammad Ali, ich liebe dich!
Happy Birthday Champ!
von Attila Revada ©