Gestern fand in der Universal Hall in Berlin die 6. Ausgabe der Battle of Berlin statt. Eine Mix Fight Gala, die hauptsächlich K1 und Boxen, aber auch jeweils einen Kyokushin Karate und MMA Kampf in ihrem gut 27 Kämpfe umfassenden Programm präsentierte. Als Ringsprecher hatte man mit Tobias Gerold einen prominenten Mann für die Ansagen verpflichtet. Die Berlin City News kümmerten sich ums Mediale, so konnte ich mich auf das Geschehen im letzten Drittels an diesem Kampfabend konzentrieren.
Interessant war der Auftritt der “Deutschen Eiche“ Timo Hoffmann, in einer zumindest für mich ungewohnten Rolle: als Punkt- und Ringrichter. Ich muss sagen, er machte seine Sache recht gut und scheint somit dem Boxen ewig treu bleiben zu können.
Aber kommen wir zu den Höhepunkten des Tages, die ich in diesem groben Überblick gar nicht ausschlachten möchte, da es bald die Kämpfe auf YouTube von den Kollegen der Berlin City News zu bewundern gibt.
Ein Höhepunkt war der K1 Kampf von Pervin Tasev vom Chikara Berlin. Zwar dauerte das Duell gegen ihre Gegnerin Ana Prastalo aus Kroatien nur wenige Sekunden, aber was die junge Dame in der kurzen Zeit zu zeigen vermochte, deutet auf ein ganz großes Talent hin. Eine technisch hervorragend ausgebildete Athletin, die sehr viel Dynamik entfachen kann. Ihre Gegnerin konnte nach dem Trommelwirbel von Schlägen und Tritten, der auf sie einprasselte, nur noch selbst das Zeichen für Time-Out geben, womit sie aber nur ausdrücken wollte, dass sie aufgibt. Das Handtuch aus ihrer Ecke flog auch sogleich.
Ein Mann, den es definitiv lohnt immer zu verpflichten, ist sicherlich Mehmet Balik. Um ehrlich zu sein, hatte ich mich nach dem Ausfall von Bülent Karaman auf ihn gefreut. Und er enttäuschte mich genauso wenig, wie auch sein starker Gegner Rami El Ahmad, gegen den Balik schon einmal gekämpft und gewonnen hatte. Diesmal reichte es zwischen beiden zu einem gerechten Remis. Ein Fight auf Augenhöhe und mit offenem Visier, der hin und her ging und das Publikum begeistern konnte.
Ich möchte aber nicht das einzige Kyokushin Karate Duell zwischen Ibrahim Nas und Falk Neubert an diesem Kampftag unerwähnt lassen: Sehr spannend, sehr aufregend und nie langweilig! Ich würde mir Duelle in dieser spektakulären Kampfsportart auch bei Mix Fight Galas in NRW wünschen.
Einen verdienten Sieger gab es im K1 Kampf zwischen Ali El Saleh und Blaz Kozar aus Kroatien zu feiern. Die jungen Männer zeigten einen schnellen und offenen Kampf mit zwei unterschiedlichen Kämpfertypen. El Saleh: boxerisch sehr gut ausgebildet und mit dem ganzen Repertoire an Tritten in seinem Waffenarsenal ausgestattet. Kozar glänzte dagegen mit guten Kicks und Tritten, aber konnte den schnellen Fäusten von El Saleh wenig entgegenbringen. Zudem steigerte sich El Saleh von Runde zu Runde und wurde damit auch zurecht zum einstimmigen Sieger nach Punkten gekürt. Ein Hingucker war sicherlich auch sein Flying Knee, den er in Zukunft gerne öfters bringen darf.
Anschließend kam es zum Aufeinandertreffen zwischen Athanasios Kasapis und Veysel Barasi. Zwei starke Athleten, die beide sehr gut ausgebildet sind und den Zuschauern ebenfalls einen tollen Fight zeigten. In der ersten und zweiten Runde dominierte Kasapis den Fight mit seinem guten und variablen Stil. Dabei zeigte aber Barasi eine Unart, die er sich auf diesem hohen Niveau nicht leisten darf und auch nicht nötig hat: er drehte sich in den beiden ersten Runden jeweils weg. Aber dies war auch dem kraftvollen Auftritt von Kasapis geschuldet. Die dritte Runde gehörte ebenfalls Kasapis. Aber zumindest in dieser Runde zeigte Barasi, was wirklich in ihm steckt und konnte, auch wenn viel zu spät, den Kampf für diese letzte Runde etwas offener gestalten. Am verdienten und einstimmigen Punktsieg von Athanasios Kasapis änderte das nichts mehr.
Im vorletzten Kampf ging es um die Europameisterschaft nach Version der ISKA. Hier trafen Bahtiyar Iskenderzade vom Chikara Berlin und der Kroate Jasmin Devisegic aufeinander. Und es war ein sehr kurzer Fight. Nach wahrscheinlich nicht einmal 10 Sekunden war dieser auch schon vorbei. Ein rechter Haken reichte aus, um bei Devisegic die Lichter auszuschalten. Damit wurde Iskenderzade mit seinem fulminanten Auftritt zum neuen Europameister nach Version der ISKA gekürt.
Zum Abschluss gab es einen wahren Thriller mit zwei Darstellern zu bewundern, die den spannendsten Fight an diesem Abend gezeigt hatten. Orhan Karalioglu und Michael Lorenz traten zum WM Kampf nach Version der ISKA an und schnell wurde eines klar: beide Protagonisten hatten einen Heidenrespekt voreinander. Der Kampf erinnerte zu Beginn an den zweier Kobras, die sich lange belauern, bis es zum ersten Bissversuch kommt. Die erste Runde hatte somit auch kaum Höhepunkte, nur vereinzelte und kontrollierte Aktionen. Keiner wollte zu früh seine Karten aufdecken. Die zweite Runde verlief ähnlich, wobei ich vielleicht bei Karalioglu die eine oder andere Aktion mehr sehen konnte, die aber nicht zwingend bzw. deutlich genug waren, um ihm diese Runde zu geben. Erst ab der dritten Runde vermochte ich einem der Kämpfer eine Runde geben zu wollen, der Orhan Karalioglu war, da er bei den wenigen Aktionen anscheinend das bessere Zielwasser getrunken hatte. Eine aber wieder sehr knappe Runde.
Die Vierte war wieder ausgeglichen , da weder Lorenz, noch Karalioglu zwingende Aktionen gezeigt hatten, um diese Runde an einen der beiden Topathleten geben zu können. Aber nicht ich, sondern die an diesem Abend durch die Bank guten Punktrichter sollten letztlich entscheiden. So ging es mit einem wahrscheinlich hauchdünnen Vorsprung für Karalioglu in die fünfte und letzte Runde. Lorenz ergriff nun auch die Initiative und zeigte mehr Mut bei seinen Angriffen, die aber Orhan Karalioglu gut kontern konnte. Die letzte Runde hatte auch das meiste Feuer und zwei Ausnahmekönner zeigten noch einmal eine große Bandbreite an Techniken.
Die Punktevergabe bestätigte beim verkünden von 50 zu 49 des ersten Punktrichters den Verlauf haargenau so, wie ich es vernommen hatte. Es war hauchdünn und sicherlich nicht einfach zu werten. Beide Athleten zeigten tollen Kampfsport, doch am Ende wurde Orhan Karalioglu zum nicht unverdienten Sieger gekürt, der damit seinen WM Titel behalten durfte.
Das ist jetzt aber keine Floskel, denn Lorenz muss sich keineswegs zu lange über die Niederlage ärgern, denn es war ein Duell auf Augenhöhe und auf höchstem Niveau. Da entscheiden am Ende Nuancen über Sieg und Niederlage. Er ist aber sicherlich die Zukunft im deutschen K1 und man darf sich über weitere Auftritte von beiden Kämpfern freuen. Orhan Karalioglu selbst ist ein waschechter Champ, der mit viel Ruhe und entscheidenden Aktionen am Ende den Sieg davontragen konnte.
Damit ging ein interessantes Event mit vielen Fights zu Ende. Die letzten 4 Kämpfe waren mit einzelnen Duellen davor eine Augenweide. Einen Kritikpunkt muss ich aber los werden. Die Fightcard war definitiv zu lang Freunde.
Ausführliche Informationen und die Videos von den Kämpfen könnt ihr bei den Kollegen von den Berlin City News bekommen.