Canelo Álvarez knockt Caleb Plant aus
Saul „Canelo“ Alvarez wurde im 60. Kampf seiner großen Boxkarriere am Samstagabend in Las Vegas durch einen Knockout-Sieg gegen Caleb Plant unbestrittener Weltmeister im Super-Mittelgewicht. Mit einer kontrollierten und dennoch dominanten Vorstellung beendete Canelo Alvarez den Kampf mit einer Schlagserie und vervollständigt mit dem IBF-Titel nun seine Sammlung der großen vier Verbände WBA, WBC, WBO und eben IBF in einer Gewichtsklasse.
So enden große Träume im Boxen
Das Ende des Kampfes wurde mit einem linken Haken von Alvarez eingeleitet. Plant ging schwer zu Boden, aber er stand sich darauf wieder auf, um sich taumelnd in die gegenüberliegende Ecke zu retten. Nach dem er bis acht angezählt wurde, durfte er noch einmal ran. Danach bekam er aber nur noch den Rest vom Mexikaner. Denn Alvarez deckte Plant erneut mit einer Reihe von Schlägen ein. Der Amerikaner fiel zuerst gegen die Seile, bevor er auf dem Boden aufschlug. Aus und vorbei – so enden große Träume im Boxen.
Der König des Boxens
Canelo kletterte in die Seile, um sich von den mehr als 16.500 Zuschauern feiern zu lassen, die sich erhoben hatten, um dem Mexikaner zuzujubeln. Und als Alvarez eine Krone aufgesetzt wurde, war es ein Sinnbild für den gesamten Boxsport. Mit Tyson Fury hat das Boxen seinen selbsternannten „Gypsy-King“, aber mit Alvarez ihren unumstrittenen „König des Boxens“ gewichtsübergreifend gefunden. Das ist gelebte Boxgeschichte. Zählt man alle Gewichtsklassen zusammen, haben bis heute nur fünf männliche Boxer alle vier Gürtel gleichzeitig gehalten. Nun reiht sich Alvarez in diese Riege ein. Als Fan muss man fast schon froh darüber sein, in der heutigen Zeit zu leben, da man so Zeitzeuge einer der glanzvollsten Leistungen der Boxgeschichte wurde.
Das Ende der Absurditäten der Verbände?
Endlich hat es einer geschafft, den Absurditäten mit den konkurrierenden Verbände kurzfristig ein Ende zu setzen und zumindest im Supermittelgewicht den unbestrittenen Weltmeister zu stellen. Herzlichen Glückwunsch an uns Fans und unser „Beileid“ an die Verbände. Natürlich ist das alles nur eine Momentaufnahme und nicht ein Dauerzustand für alle Gewichtsklassen.
Der einsamste Mensch in der Halle
Bevor der erste Gong geläutet war und der Kampf für Plant schmerzvoll ausging, war er einer der einsamsten Menschen in einer proppenvollen Arena in Las Vegas. Es war ein seltsames Bild, einen Amerikaner zum Ring gehen zu sehen, der wenig später gegen einen Mexikaner boxen sollte und dem aber nur wenige Landsleute zujubelten. Dass in der Halle nur Mexikaner zugegen waren, glaubt wohl keiner, aber schon eher, dass es sich um große Boxfans handelte, denen die Nationalitäten der Boxer fast egal waren.
Als Alvarez kam, sah er schon wie der sichere Sieger des Kampfes aus. Traurig für Plant, der in diesem Bild irgendwie verloren wirkte.
Plant gewinnt einige Runden
Die Geschichte des Kampfes ist trotz der 11 Runden eine kurze. Alvarez, so wie man ihn kennt, begann am Anfang etwas zurückhaltender, um seinen Gegner zu studieren und dessen Schwächen auszumachen. Plant hat durch Körpergröße und seine damit verbundenen Reichweitenvorteile einen guten Jab und gewann dadurch einige frühe Runden – auch weil er der aktivere Boxer war. Aber Alvarez hatte trotzdem alles im Griff und die nötige Geduld, bis seine Zeit kommen würde. Mit jeder weiteren Runde wurden Canelos Schläge härter und präziser und so langsam forderte der Kampf seinen Tribut von Plant. Alvarez verringerte effektiv die Distanz und begann in unnachahmlicher Art seinen Gegenüber Stück für Stück zu demontieren.
Plant ein würdiger Gegner
Immer klarer wurde die Dominanz von Canelo Alvarez und trotzdem darf man es nicht verschweigen, dass der 29-jährige Plant lange Zeit ein würdiger und großer Gegner war, der Teil einer großen Geschichte wurde, die in die Analen einging. Umso mehr die Zeit voranschreite, umso weniger war Alvarez aufzuhalten und desto mehr begann Plants stabile Fassade zu bröckeln an. Vielleicht war es Runde 10, die Plant die letzten verbliebenen Körner kosteten, als er von zerstörerischen Körpertreffern Canelos eingedeckt wurde.
Großes Talent wird nur wenigen Athleten in die Wiege gelegt
Und vielleicht ist in dieser Runde auch Plants ganzes Leben als Boxer an ihm vorbeigezogen und er bekam erste Zweifel, ob er wirklich einer besten Boxer im Supermittelgewicht ist, als der zu diesem Zeitpunkt noch dreifache Champion Canelo zu seinem Schlussakkord ansetzte. Auch wenn er solche Gedanken nicht hatte, so hatte Plant nach der 11. Runden seinen Meister gefunden und hat heute zumindest einen Ansatz, wohin er sich noch verbessern kann oder eben nicht wird, weil das ganz große Talent eines Genies nicht antrainierbar ist, sondern nur ganz wenigen Athleten in die Wiege gelegt wird.
Großer Sportsmann
Fairerweise muss man Plant trotzdem gratulieren. Auch dem Ami gebührt Ehre. Nicht nur weil er ein sehr guter Boxer, sondern wie Canelo ein ebenso toller Sportsmann ist. Nach dem Kampf umarmten sich die beiden Kämpfer im Ring und zollten sich gegenseitig den nötigen Respekt, den jeder für sich verdient hatte. Alles böse Blut im Vorfeld, das zum Boxen als Show-Einlage dazugehört, war wie weggeblasen. Alles was geklärt werden musste, war im Ring geklärt worden und ein neuer „König des Boxens“ wurde geboren, einer der nicht nur im Ring, sondern auch abseits davon ein großer Champion ist und genau weiß, dass er ohne seine Gegner und deren Zutun, nur einer von vielen Weltmeistern wäre, einer, der gegen Fallobst kämpft und dessen Gegner sich nur die Schecks abholen.
Natürlich, solche gab es auch in der Vita eines Canelos, aber sie sind längst verblasste Erinnerungen an bedeutungslose Sportler, die nur fürs Geld boxen, nicht wie Plant, der kam, um zu gewinnen und der sich als Krieger im Gedächtnis seiner Landsleute verewigt haben dürfte.
Gegen wen soll Canelo noch boxen?
Jetzt aber stehen wir vor einem großen Problem. Woher sollen die Gegner von Canelo Alvarez jetzt noch kommen? Soll er ins Halbschwergewicht aufsteigen und sich in der Klasse mit den viel größeren und stärkeren Männern messen? Schwer zu sagen, denn rein von seinen körperlichen Atributen gehört er nicht dorthin. Aber den einen oder anderen Kampf gegen diese Topleute sollte er vielleicht trotzdem machen und warten, bis vielleicht ein Thronfolger im Supermittelgewicht in den kommenden 3-5 Jahren die Reife besitzt und ihm das Wasser reichen hu können.
Welche Ziele sollte sich Canelo Eurer Meinung nach stecken?