Verbände im MMA? AJ’s 3 Pfennig dazu!

mma verbändeMit der Tür ins Haus, so mag ich es am liebsten: Im Boxen gibt’s unter anderem die WBO, die WBA, die WBC…. Das Kickboxen hat die ISKA, die WAKO, Karate die DKV, SKID, Judo die NWJV, DJB, BJV im Taekwondo gibt‘s die ITF, WTF, DTU. LMAA, das ist ja schon ne ganze Menge – und es gibt noch ne Menge, Menge, Menge (…) mehr Verbände im Kampfsport, ich habe nur einen Bruchteil aufgezählt. So lang die Liste würde, so kontrovers und mühsam kann dieses Thema diskutiert werden. Liebe Sportsfreunde, wenn man das Thema „Sportverbände“ im Allgemeinen oder „Verbände im Kampfsport“ im Speziellen in all seinen Facetten, bis hin zum Sinn oder Unsinn dieser diskutieren möchte, kann eine solche Diskussion sehr schnell zur „Unendlichen Geschichte“ werden. An dieser Stelle seid beruhigt, ich versuche, mich kurz zu fassen.

Ich muss Euch an dieser Stelle jedoch kurz auf einen kleinen Exkurs mitnehmen, bei dem wir einige Aufgaben eines Sportverbandes anschneiden… Welche Funktionen sollte ein Verband mitunter alsoprofigtt erfüllen? Der Verband sollte unter anderem für einen regulierten Wettkampf (klar definierte Regeln, ärztliche Check-Ups, gleiches Equipment, Einhaltung des Kampfgewichts etc.) und für Transparenz im Hinblick auf das Level der Athleten sorgen. Somit sollten für alle Gyms und Athleten gleiche Voraussetzungen geschaffen werden. Ranglisten und Meisterschaften, nicht zuletzt um Titel, werden von Verbänden ausgerichtet. Ferner sollte der Verband als Ansprechpartner bei jeglichen Fragen, was die Thematik anbelangt, dienen. Nach außen hin sollte der Verband ebenfalls eine repräsentative Rolle erfüllen und sich stellvertretend für deren Mitglieder (Gyms, Athleten) einsetzen. Umgekehrt sollte der Verband einen informierenden Charakter haben und gleichermaßen als Ansprechpartner für Außenstehende dienen. Mir fielen hier noch einige weitere Aufgaben und Funktionen ein, aber ich erinnere gerne nochmal an mein Vorhaben, mich möglichst kurz zu fassen. Daher knapp skizziert, so viel zur Theorie. Eigentlich eine gute Sache, so ein Verband, oder?

Ich spreche jedoch die ganze Zeit von „der Verband dieses, der Verband jenes…“ – aber wer oder was ist so ein Verband eigentlich? Nun ja, ein Verband ist, wie das Wort schon vermuten lässt, eine Verbindung, bzw. ein Zusammenschluss (Organisation) von Menschen, die sich rundum mit dem Thema Sport (in unserem Fall Kampfsport, vlt. sogar MMA…?) beschäftigen, sich engagieren und idealerweise mitunter die oben aufgeführten Aufgaben erfüllen. Sie erbringen gewissermaßen Dienstleistungen, die dem Erhalt und der Weiterentwicklung des Kampfsports, der Athleten und der Gyms gleichermaßen dienlich sein sollten.

Spinnen wir mal ein bisschen rum. Angenommen Du und ich, wir beiden strotzen nur so vor Idealismus, Elan und Energie, haben außerhalb unseres normalen Jobs und des Trainings einiges an Zeit über und wollen daher diese überschüssige Zeit nutzen, um die Szene und die Sportler mal so richtig nach vornewpid-wp-1437191475552.jpeg zu bringen. Alles klaro, let’s do it! Nanu, keine Barrieren, bis auf zwei verschiedene Gyms, keine weiteren Voraussetzungen, nur noch in einem Dachverband eintragen,fertig. Einfach, oder? Und genau an dieser Stelle dürfte bereits ein Hauch gesunder Skepsis Dich durchdringen – manchmal nicht ganz unbegründet… Wir beiden kennen uns gerade mal seit Anfang des Artikels und wollen schon einen MMA-Verband gründen. Welchen Kampfsport machst Du? Boxen? Ringen? BJJ? Thai- & Kickboxen? Sambo? Keinen davon? Was total anderes? Machst Du überhaupt Kampfsport? Ich sage Dir, was ich mache: seit 14 Jahren Capoeira. „…aber Moment mal, wir haben doch eigentlich einen MMA-Verband gegründet…“ Nicht unberechtigt dürftest Du Dich noch weiter fragen: „Was will denn ein Capoeirista im MMA?“ Naja, da gibt es so zwei coole Videos bei YouTube, wo zwei Capoeirista im MMA antreten und deren Gegner voll weghauen /-treten. Somit ist meine Seriosität und Kompetenz doch belegt und wieder hergestellt. (An dieser Stelle, liebe Capoeirista, fühlt Euch nicht veräppelt – 14 Jahre Capoeira und ich unterrichte tatsächlich seit fünf Jahren MMA…). In Verbindung mit dem Wort Verband werden nämlich kaum andere Wörter noch so inflationär benutzt, wie „Seriosität“ und „(In)Kompetenz“. Es müssen keinerlei Nachweise erbracht werden, dass man Plan von der Materie hat – schon ein bisschen befremdend, oder? Aber gut, wir beiden haben’s drauf und sind natürlich happy, da wir Vorsitzende unseres eigenen Verbandes sind. Es kommt noch besser: wir machen auch eigene Regeln und können sogar bestimmen, wer unter welchen Voraussetzungen Mitglied in unserem MMA-Verband werden darf.

Achtung, nun folgt eine Auflistung leicht überspitzter, aber nicht minder realistische Ereignisse / Dialoge, die ich anschließend gerne erläutern und somit zum Fazit kommen würde:

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We Love BENLEE

So motiviert, wie wir sind, wollen wir natürlich direkt eine Meisterschaft organisieren – aber nicht irgendeine Meisterschaft. Ich komme aus der Weltstadt Hagen *hust*, alleine das ist doch Grund genug, eine Weltmeisterschaft im MMA zu organisieren. Nein, nicht irgendeine. DIE Weltmeisterschaft. „Allerdings mag ich den Trainer aus Holzwickede nicht, den möchte ich nicht dabei haben. Und der aus Iserlohn kann auch direkt von Zuhause aus den Livestream gucken.“. Und da Du und ich, da wir beiden uns total gut verstehen (nicht zuletzt, weil wir Vorstandskollegen sind), lassen wir unsere beiden besten Kämpfer bis zum Finale nicht gegeneinander antreten. Erst dann darf einer der beiden verlieren. Und hey, hast Du mitbekommen? Der aus Iserlohn gründet mit dem aus Holzwickede einen eigenen Verband. „Pff, sind doch eh Pflaumen – heutzutage darf auch jeder einen Verband gründen…“. Da wir aber tierisch Miese gemacht haben mit DER Weltmeisterschaft (nicht zuletzt, weil nur unsere beiden Schulen dran teilgenommen haben und der eine oder andere Sitzplatz in der Stadthalle leer blieb…), überlegen wir, ob wir nicht etwas mehr Kohle von den Athleten verlangen sollen… Außerdem sollten wir uns generell mal überlegen, ob wir für die Mitgliedschaft in unserem Verband Kohle kassieren sollten. Unsere Arbeit bleibt gleich, aber es ist halt Arbeit. Eine kleine Aufwandsentschädigung ist doch sicherlich drin.

sollte reichen, um zu verdeutlichen:

  1. Welche Qualifikationen für die WM gab es im Vorfeld?

  2. Der Ausschluss anderer Schulen und / oder Athleten führt zu ungleicher Chancenverteilung und kann zur Wettbewerbsverzerrung führen (wer weiß, vielleicht ist der andere Athlet besser, hätte Deinen Schüler besiegt und er wäre stattdessen „Weltmeister“ geworden…?)

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    Gibt es bald auch ein Verbandskarussell im MMA?

    Alleine hier in der Region gäbe es somit bereits zwei Verbände, die jeweils unabhängig voneinander „Weltmeisterschaften“ veranstalten. Das Wort „Weltmeister“ sollte meiner Auffassung nach aussagen, dass es keinen besseren auf der Welt in dieser Disziplin, in meiner Klasse gibt, als mich. 2 Verbände, 2 Weltmeister. 3 Verbände, 3 Weltmeister. Etc. etc. Welche Aussagekraft hat also so ein Weltmeistertitel dann überhaupt noch? Sorry für die Bemerkung, aber bald hat jedes Dorf einen eigenen Weltmeister…

  4. Sobald aus dem gemeinnützigen Gedanken ein kommerzieller wird, bekommt das Geld Mitspracherecht.

Natürlich, es gibt mittlerweile große und etablierte Verbände, wo man sich sicher sein kann, dass zumindest kompetente Personen das Geschehen bestimmen. Aber selbst, wenn nicht sogar insbesondere da: „money talks“ – und wo die Kohle ist, ist Politik nicht weit weg.

Jetzt denkt Ihr sicher, dass ich absoluter Verbandsgegner bin. Hiermit möchte ich Euch aber ein wenig Wind aus den Segeln nehmen. Der idealistische, regulierende und informierende Grundgedanke eines Verbandes an sich ist zweifelsfrei eine gute Sache. Aber sobald Politik betrieben und Geld zur Amtssprache wird, wo nicht zuletzt die Athleten, aber ganz bestimmt und vor allem der Sport drunter leiden werden, da möchte ich mich von distanzieren.

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www.profightshop.de

Bisher kamen wir im MMA auch wunderbar ohne Verbände klar, die einzelnen Veranstaltungen boten immer tolle Möglichkeiten für Veranstalter, Teams, Athleten und Zuschauer. Mein Vorschlag ist, es „formlos“ und frei zu belassen, wie es unser Sport ist, den wir leben und lieben.

In diesem Sinne, bleibt sauber!