Martial Arts Maloche, wie man es sich als Fan wünscht, wurde am 2. Mai in Hagen bei der zweiten Ausgabe der Fightlounge Rulezzz präsentiert. Neunzehn spannende Fights im MMA, Boxen, K1 und Grappling reihten sich aneinander und dabei war auch das gute Timing der Organisatoren hervorzuheben, die ihre Fightcard Kampf für Kampf herunter spulten. So war man am Ende mit Blick auf die Uhr etwas überrascht, denn man wurde mit nur einem Kampfausfall praktisch eine Stunde vor der Zeit fertig und die Fans zufrieden in den Samstagbend entlassen
Die Highlights
Isa Omeirat vs. Christian Brodnicki
Im 7. Kampf folgte, nach zuvor guten Kämpfen, der erste Höhepunkt des Abends. Kampfsportuniversität Herne Juwel Isa Omeirat betrat gegen Lokalmatador Christian Brodnicki von der Fight Lounge den Cage. Brodnicki startete dynamisch in das Duell und versuchte mit schnellen Händen seinen Kontrahenten unter Druck zu setzen, der es aber überlegt aus der Defensive verstand nicht getroffen zu werden und mit eigenen gezielten Treffern die Runde gewann. In der zweiten Runde übernahm Omeirat nun endgültig die Kontrolle über den Kampf. Besonders mit der Linken bereitete er immer wieder gute 1-2 Kombinationen vor, gegen die Brodnicki kaum was entgegenzusetzen hatte.
Es wurde immer deutlicher, dass der Schützling von Isa Topal an diesem Kampftag eine Klasse für sich war und beendete auch diese die Runde überlegen für sich. Die dritte Runde wollen wir deshalb nicht mehr ausschlachten, denn auch im letzten Durchgang konnte der immer furioser agierende KSU Herne Athlet seinen Gegner dominieren und am Ende hochverdient und einstimmig nach Punkten gewinnen.
Einstimmer Sieger nach Punkten: Isa Omeirat
Patryk Kulig vs. Benedict Willqerth
Kampf Nr. 10 war ein weiterer Augenschmaus für die Fans. Kenpokan Hannover Kämpfer Patryk Kulig traf in einem K1 Kampf über 3 x 1,5 Minuten auf Benedict Willqerth von der Fight Lounge. Man darf eines vorwegnehmen, mit Kulig hat man in Hannover wieder ein ausbaufähiges Talent in den Händen, der uns zu überzeugen vermochte. Der Kampf begann allerdings mit einer wüsten Keilerei zwischen den zwei blutjungen Hitzköpfen und man befürchtete schon die allerschlimmste an Verletzungen. Beide Akteure deckten sich mit Fäusten am laufenden Fließband ein, es ging hin und her. Doch ab Mitte der ersten Runde besann sich Kulig auf seine Stärken und ging mit einem Plus an mehr Treffern in die Ringpause, wo er anscheinend die richtigen Instruktionen von seinen Betreuern bekam. Nach der wilden ersten Runde folgte nun das technische Sahnestückchen von Kulig. Gut aufeinander abgestimmte Serien mit Kicks, Knie und Fäusten zeigten, dass der junge Mann beim Training auf seine Trainer gehört zu haben schien. Nach der zweiten Runde trat Willqerth nicht mehr zur dritten Runde an und so durfte sich Kulig für seinen vorzeitigen Sieg von seinem Anhang feiern lassen.
Trotzdem muss man auch feststellen, dass Benedict Willqerth ein talentierter Wettkämpfer ist, der aber noch nicht ganz die Reife von Kulig besitzt. Aber was nicht ist, kann bei diesem jungen Athleten mit fleißigem Training auch noch werden.
Sieger via Aufgabe: Patryk Kulig
Jan Tkocz vs Marius Niculescu [Fight of the Night]
Selten haben wir uns für einen Boxkampf als Fight of the Night entschieden, aber was uns im Duell
Jan Tkocz gegen Marius Niculescu geboten wurde, war aller Ehren wert und hatte das Prädikat Extraklasse verdient. Jan Tkocz von der Workers Hall, ein Kraftpaket, der aber definitiv Boxen kann und Marius Niculescu von Sidekicks Herne, ein technisch überragender Ästhet, überragten in puncto Schnelligkeit und Technik im bisherigen Verlauf des Kampfabends. Besonders Niculescu zeigte etwas, was wir bei vielen gesehenen Wettkämpfen immer vermissen: Beinarbeit! Sein gekonntes Tänzeln macht es für jeden seiner Gegner sehr schwer, ihn zu treffen. Das zeigt auch deutlich, dass es nicht ausreicht, nur schnelle Fäuste zu besitzen, sondern man die Technik auch in den Beinen haben muss, um Schlägen ausweichen zu können. Und wenn man diese Attribute nicht besitzt, sollte man, wie der bullige Jan Tkocz, zumindest eines können: Malochen, also Arbeiten, Arbeiten und nochmals Arbeiten. Und das tat er und ging mit dem ersten Gong auch gleich nach vorne. Zwar kassierte er immer wieder Treffer von seinem leichteren und flinken Gegner, doch das schien dem stabilen Boxer nichts auszumachen. So wurde er für sein Vorwärtsgehen mit eigenen Treffern belohnt. Die erste Runde ging aber trotzdem an Niculescu, der einfach eine Klasse für sich war und dies gegen seinen starken Gegner auch in Runde 2 zeigen konnte. Boxen im Stile der alten russischen Schule zeigte der Virtuose aus Herne. Seine tolle Beinarbeit krönte er mit allerhand technisch hervorragend vorgetragenen Kombinationen. Trotzdem fand auch Workers Hall Boxer Jan Tkocz immer besser in den Kampf, war so nicht nur Punchingball, sondern ein ernsthafter Gegner, zweier Athleten, die nicht unterschiedlicher sein konnten. Doch zum Ende der Runde musste Tkocz das erste mal zu Boden gehen, aber fand schnell wieder auf die Beine.
Auch die dritte Runde war geprägt vom Krieg der Systeme, Puncher vs. Filigrantechniker und einem etwas überheblich kämpfenden Niculescu, der seine tänzerischen Einlagen etwas übertrieb, aber uns gleichzeitig Tränen des Glücks in die Augen trieb. So blieb es nicht aus, dass Tkocz erneut zu Boden ging, doch abermals war er wieder auf den Beinen und konnte trotz seiner enormen Muskelmasse das Tempo seines wieseligen Gegners folgen. Letztlich reichte es jedoch trotz großen Kampfes gegen Niculescu nicht zu einem Sieg. Zu überlegen boxte der Herner und gewann den Kampf letztendlich gegen einen guten Gegner einstimmig nach Punkten.
Einstimmiger Sieger nach Punkten: Marius Niculescu
Co Mainfight: Katharina Lehner vs. Tabea Frank
Wir hatten es im Vorbericht zum Wettkampf beschrien, dass Tabea Frank von der Fight Lounge für MMA Shootingstar Katharina Lehner im K1 eine harte Nuss werden könnte und behielten Recht. In einem MMA Fight wähnte sich wahrscheinlich Combat Club Cologne Powerfrau Lehner auch zu Beginn des Kampfes. Nach einem fullminaten Auftakt schickte sie Frank zu Boden und jagte eine unbeabsichtigte Faust hinterher, was ihr sofort unangenehm war, da sie sich vielleicht gedacht haben konnte: Stopp, K1, kein MMA. Fortan wurde auch nur noch K1 gekämpft und beide Mädels zeigten ihre Qualitäten. Lehner war boxerisch die überlegene Akteurin, Tabea Frank konnte mit knallharten Low- und High-Kicks ins Auge stechen. Doch die Kölnerin war in der ersten Runde die einen Hauch dominantere Kämpferin und konnte mehr Fäuste ins Ziel bringen, als Frank ihre starken Kicks.
Gleiches Bild auch in der zweiten Runde, wobei man sagen muss, dass man bei einem Mix Fight Event automatisch die Fäuste anfängt mehr zu registrieren als Einschläge mit Kicks. Doch Lehner war jetzt im Stile eines Bulldozers unterwegs und suchte vehement die Entscheidung. Frank blieb standhaft, doch die zweite Runde sahen wir bei Lehner. Aber man musste sich fragen, warum Frank in Runde 2 ihre Kicks zu selten brachte, die sichtlich Wirkung bei Lehner hinterließen.
Die dritte Runde begann auch wieder gut für die Kölnerin, Frank hatte allerdings etwas dagegen den Kampf zu verlieren und zeigte nun ab Mitte der Runde eine wahre Symphonie von Kicks und gewann diese auch überragend. Wie aber würden die Punktrichter die vollen 3 Runden bewerten? Das gesamte Paket, die schnellen Fäuste von Lehner oder die tollen Kicks von Frank? Wir hätten den Kampf unentschieden gewertet bzw. wenn ganz knapp für Lehner, da sie doch mehr Treffer gelandet zu haben schien. Die Punktrichter hatten aber am Ende die frühere Schwimmerin Frank mit 2:0 Punktrichterstimmen vorne, einer hatte ein Unentschieden gewertet. Eine Wertung, über die wir schlafen mussten und wir im Team lange diskutiert haben. Irgendwie haben beide Athletinnen nicht alles gezeigt, die eine war mit den Fäusten, die andere mit den Kicks besser und ein Unentschieden wäre vielleicht die bessere Entscheidung gewesen. Aber die Punktrichter hatten eine bessere Sicht auf das Kampfgeschehen im Käfig.
Siegerin nach Punkten: Tabea Frank
Mainfight: Freddy Kretschmar vs Gökhan Akkus
Der überragende Kämpfer des Abends fand sich mit Freddy Kretschmar von Anima MMA, der gegen den früheren Deutschen Meister Gökhan Akkus von der Fight Lounge dynamisches und technisch ganz starkes K1 zeigte. Akkus feierte nach einigen Jahren der Auszeit ein Comeback in Hagen. Kretschmar, so schien es zumindest, wollte nichts dem Zufall überlassen. Er ging gleich in die Offensive und zeigte alles was man als K1-Fan sehen möchte – Kicks und Fäuste aus allen Lagen, vor allem mit Plan ausgeführt. Doch den massigen Akkus schien das alles nichts anhaben zu können, wie bei einem Fels prallten die Schläge zu Beginn an ihm ab. Doch signifikant fiel die Geschwindigkeit der beiden Duellanten auf. Während Kretschmar mit seinen gut 91 Kg schnell wie ein Mittelgewichtler agierte, ließ es Akkus eher behäbiger angehen und konnte aber wie aus dem Nichts mit einem Low-Kick, der die in ihm schlummernde Urgewalt hervorbrachte, Kretschmar überraschend von den Beinen zu holen.
Trotzdem war der Anima Akteur in Runde 1 der bestimmende Mann im Cage.
Mit mehreren Trommelfeuern an Fäusten sowie sehenswerten Kicks deckte nun Kretschmar seinen konditionell sichtlich angeschlagenen Gegner in der zweiten Runde ein. Akkus schien nur noch wenig dem Gewitter an Kicks und Fäusten entgegenbringen zu können, auch wenn er sehr selten mit sehenswerten Kicks seine noch vorhandene Klasse bewies. So ging auch die zweite Runde klar an Kretschmar. In der dritten Runde musste Akkus nach abermals starken Schlägen angezählt werden, doch er konnte den Kampf im Stehen beenden und musste bei seinem Comeback so eine deutliche Niederlage gegen den überragenden Athleten an diesem Abend einstecken. Freddy Kretschmar wurde für diese Leistung von uns auch zum >>King of the Ring<< gewählt.
Einstimmiger Sieger nach Punkten Freddy Kretschmar [King of the Ring]
Alle Ergebnisse im Überblick:
MMA – Steve Buyse gewinnt gegen Isa Atmaca einstimmig nach Punkten
K1 – Kathy Wojto vs Nathalie Littau: Littau gewinnt via TKO
Boxen – Daniel Brandt vs Buzyarzist Benesa: Draw
Grappling – Ali Azizi vs Max Kohl: Azizi gewinnt via Golden Point (Takedown)
K1 – Alexander Schürhoff vs Mergim Gaxherri: Gaxherri gewinnt mit 2:1 Punktrichterstimmen
MMA – Johnatan Redondo vs Robert Rakowski: Redondo gewinnt mit 2:0 Punktrichterstimmen
K1 – Isa Omeirat vs Christian Brodnicki: Omeirat gewinnt einstimmig nach Punkten
K1 – Mikael Rippel vs Adis Mucic: Mucic gewinnt mit 2:0 Punktrichterstimmen
Grappling – Michal Rodewaldt vs Johannes Iggerodt: Iggerodt gewinnt via Rear Naked Choke
K1 – Patryk Kulig vs Brice Kombo: Kulig gewinnt via Aufgabe in der Rundenpausezur 3. Runde
K1 – Joscha Buch vs Patrick Neumann: Neumann gewinnt einstimmig nach Punkten
Grappling – Nico Schipp vs Giuseppe Correra: Correra gewinnt via Golden Point (Takedown)
K1 – Nico Tiefenhoff vs Dennis Grabowski: Grabowski gewinnt 2:1 nach Punkten
K1 – Daniel Brüggemann vs Niko Burg: Burg gewinnt einstimmig nach Punkten
Boxen – Jan Tkocz vs Marius Niculescu: Niculescu gewinnt einstimmig nach Punkten
K1 – Maria Schalk vs Jaqueline Cloer: Schalk gewinnt einstimmig nach Punkten
MMA – Griet Eeckhout vs Sandra Redegeld: Eeckhout gewinnt durch Aufgabe von Redegeld
Co Mainfight K1 – Katharina Lehner vs Frank: Frank gewinnt mit 2:1 Punktrichterstimmen
Mainfight K1 – Freddy Kretschmar vs Gökhan Akkus: Kretschmar gewinnt einstimmig nach Punkten