Was gehört zu einem guten MMA, K1 oder Boxkampf? Ein Ring, ein Cage, zwei Kämpfer und oft vergessen, ein Referee. Und als Unparteiischer hat man es oft nicht leicht. Läuft alles glatt, findet man kaum lobende Worte für den Referee. Läuft es für eine Partei dagegen schlecht, findet man schnell den Übeltäter, der dann nicht selten der Ringrichter ist. Mag sein, dass es schwarze Schafe unter den Unparteiischen gibt, doch es gibt viel mehr gute Männer und Frauen, die in ihrer Freizeit für ein kleines Entgelt ihre kostbare Zeit opfern, ohne manchmal dafür richtig gewürdigt zu werden. Aus diesem Grund möchten wir euch in der nächsten Zeit immer wieder mal die Leute drumherum vorstellen, ohne die ein ordentlicher Wettkampf kaum möglich wäre. Neben den Referees werden wir auch andere Bereiche durchleuchten, wie zum Beispiel die medizinischen Helfer, Ringsprecher, Fotografen und viele andere engagierte Menschen, die einen Wettkampf erst komplettieren. Heute wollen wir mit Referee Ronny Egermann anfangen. Trainer, Kampfsportler und Ringrichter aus Leidenschaft!
Ronny Egermann stammt aus Gera in Thüringen, wo er im zarten Alter von 10 Jahren mit dem Boxen anfing und so seine ersten Kampfsporterfahrungen sammelte. Daneben entdeckte er in der Folge auch seine Liebe zu den japanischen Kampfsportarten Karate und Judo. Mitte der 90er Jahre sah er die ersten Kämpfe der UFC und kam so mit dem Ultimate Fighting (MMA) in Berührung! Er begann den aufwendigsten aller Kampfsportarten zu trainieren an und wurde so Teil einer neuen weltweiten und nationalen Kampfsportbewegung.
MMA wurde besonders in den USA groß, aber viele andere Nationen wie die Niederländer, Polen oder Russen zogen in den Folgejahren nach. Ein regelrechter Boom wurde ausgelöst, der allerdings in Deutschland erst zwischen 2000 und 2010 so langsam zu erwachen begann. In den 90er Jahren war man noch dabei das Boxen mit Hilfe von Henry Maske, Axel Schulz oder Dariusz Michalczewski aus ihrer Schmuddelecke zu hieven. Da war noch kein Platz für MMA als Trendsportart. Aber das war Ronny Egermann nicht so wichtig, denn bei ihm war es die Liebe zum Kampfsport, die seine Leidenschaft geweckt hatte und so machte er einfach weiter. Nachdem er in seiner Heimatstadt mit ein paar Freunden zusammen trainiert hatte, entstand in Detmold sein erstes eigenes Gym. Das XFight-Detmold war geboren. Er trainierte ab sofort seine eigenen Schüler im Mix Martial Arts und konnte hier erfolgreich Kämpfer auf ihrem Weg begleiten. Einen Halbschwergewichts- und Schwergewichtstitel bei der Respect Amateur Championship konnten von ihm trainierte Kämpfer vom XFight-Detmold erringen. Später ging er nach Aachen, wo er bei Pantarei Aachen zudem Luta Livre erlernte und derzeit auch trainiert.
Zu seiner Liebe als Referee kam er 2009 durch Bodo Elsbeck. Seine ersten Einsätze hatte er bei den von Elsbeck veranstalteten Events wie dem Outsider Cup oder der Cage Fight Night. Mit der Zeit wurde sein Engagement immer größer und so blieb es nicht aus, dass er bei der Respect.FC seinen ersten großen Auftritt hatte. In der Folgezeit lernte er Promoter und Matchmaker Isa Topal kennen und ist seither ein fester Bestandteil seiner Events. Auch auf vielen anderen kleineren und größeren Events ist er national als Offizieller vertreten und gar nicht mehr wegzudenken aus der Kampfsportszene.
Seit er 2014 als einer der ersten Teilnehmer die Judge und Referee Ausbildung bei der GEMMAF absolvierte, gehört er auch hier zu deren Offiziellen.
Ronny Egermann ist ein fairer Unparteiischer, der seine Kämpfe immer im Griff hat und bei Unsportlichkeiten die zumeist jungen Athleten wieder in die Spur bringt. Diese faire Strenge hat er durch über 30 Jahre Kampfsporterfahrung und seinem Engagement als Trainer/Coach verinnerlicht. Grenzen aufzeigen, durchgreifen und dabei immer diplomatisch zu bleiben ist für einen Normalsterblichen nicht einfach zu bewerkstelligen, denn man muss dafür geboren sein, schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das sind genau die Tugenden die man an Ronny Egermann schätzt und den 41 Jährigen zu einem beliebten Protagonisten in Sachen Kampfsport machen.
Er ist sich auch nie zu schade, unsere Actioncam bei den Duellen auf dem Kopf zu tragen und somit ist er, wie auch seine Kollegen Angelo Dijoor oder Volker Dietz, für unsere spektakulären Bilder aus den Hallen mit verantwortlich. Man unterstützt sich gegenseitig und Ronny Egermann ist ein dankbarer und zufriedener Mensch, der auf unsere Frage, ob er nicht den großen Traum hegt, eines Tages in der UFC einen Kampf zu leiten, eine für ihn typische Antwort gab.
“Natürlich würde ich mich darüber freuen, wenn eine Anfrage der großen Organisationen käme, aber ich bin auch mit meinem Engagements in Deutschland sehr zufrieden. Es macht mich mehr als glücklich, dem Kampfsport so nah zu sein, egal wo!“
Am 28. März 2015 wird er wieder als Referee bei der FAIR.FC 3 im Einsatz sein. Dabei wird er sicherlich wieder auch einen Materialtest an der GFN Actioncam durchführen und für spektakuläre Bilder aus dem Cage sorgen.
Heute am 15. Oktober 2016, anderthalb Jahre nach dem wir diesen Bericht geschrieben hatten, ereilte uns die Nachricht vom Tod von Ronny Egermann. Es war für viele Menschen verständlich das er da war, er war der dritte Mann im Ring, leider manchmal übersehen, aber von allen sehr geschätzt.
Möge er in Frieden ruhen.