Hallo Freunde des Kampfsports!
Lange nichts voneinander gehört!
Vielen Dank für Eure Geduld! Euer Uchi Deshi ist zurück und kämpft für Euch, wie gewohnt, auf Tatami Nr.1 – als Fotograf und Berichterstatter beim Deutschen Bundestag, bin ich der Facebook Einladung eines K-1 Doppelweltmeisters gefolgt, ihn in seinem Dojo zu interviewen.
Kurze Zeit später stand ich in kompletter Schutzausrüstung den drei Brüdern Cezmi, Bülent und Alpay vom Berliner Team Karaman und der Tochter von Großmeister Mutlu Tasev in der Sportschule Chikara in Berlin Schöneberg gegenüber. Die Bedingung, um an das „Interview“ zu gelangen war: Vier mal eine Minute gegen jeden der eben genannten nach K-1 Regeln zu kämpfen. Ein Kollege aus dem Schloss Bellevue hat mir vor kurzem nebenbei zugesteckt, das das Video davon die „Runde“ in der Redaktion gemacht hätte, weil ich nach vier Minuten und einem Niederschlag, so im Eimer war, das ich keinen Plan mehr hatte was ich eigentlich dort wollte?
Wenn ich daran noch denke.
Seitdem trainiere ich Vollkontaktkarate. Kyokushin Karate um genau zu sein. Eine der härtesten Formen des Karate überhaupt. Wer meine Berichte verfolgt, weiß mit welcher Aufgabe ich mich messe: Training mit Weltmeistern! Vom Schreibtischhengst zum Leistungssportler – von jetzt auf gleich!
Hardcore!
Mittlerweile bin ich technisch nicht mehr ganz so unterbelichtet wie zu Anfang, die Basis ist mir nun bekannt. Die Techniken die jetzt auf mich zukommen sind bereits deutlich komplexer und auch anstrengender, da sie zusätzlich mehr Beintechniken fordern oder mehr Schlagkraft. Meist aber beides. Alles durchaus noch entwicklungsfähig bei mir. Die Kondition erhöht sich ebenfalls langsam aber sicher. Nicht zuletzt bilden regelmäßige Laufeinheiten ein gutes konditionelles Fundament. Egal, ob Gepäcklauf oder Joggen, laufen ist allgemein überhaupt nicht mein Ding. Radfahren oder Spaziergänge, ja. Doch ich bemühe mich nun doch auch das Laufen in das Training einzubauen.
Dort ist der größte Widerstand, ergo: Da geht’s lang!
Sonntag zehn Uhr Morgens, Parkplatz am Berliner Teufelsberg.
Ein beliebter Ort für Freizeitsportler und Spaziergänger. 28°C die Sonne frei am blauen Himmel. Meine innere Stimme fragt mich, ob ich das was ansteht wirklich will? Ein paar Tage zuvor hatte ich die Gelegenheit die Einheit die mich erwartetet zu fotografieren. „Noch kannste abhauen.“ Zu spät. Die anderen aus der Laufgruppe sind da. Sogar zwei Mädels haben sich zu uns gesellt. Ab hier gibt’s kein zurück mehr. Alles Kampfsportler. Nach der Begrüßung geht’s direkt ab auf die Piste. Meister Andy Große von den Braves Berlin, leitet die Einheiten am Teufelsberg. Meister Andy hat bereits einige erfolgreiche Kampfsportler betreut, so auch Cezmi Karaman vom Team Karaman, einen meiner Sempeis. Zum warmlaufen 3 Kilometer. Die anderen laufen los, mein Organismus verarbeitet grade noch den Schock.
Ich hasse jeden Meter des Hinwegs, Seitenstiche, Hitze, blöde Lauferei! Weiterlaufen. Einfach weiterlaufen. Die Laufgruppe hat sich schnell aufgeteilt. Während die anderen am Horizont verschwinden, bin ich dabei einen Rhythmus zu finden. Mein Herz schlägt spürbar, ich atme schwer aber ruhig, als die Wende in Sicht ist überrunden mich die anderen. Im Vorbeilauf wird abgeklatscht. 400m trennen mich von ihnen. Eine ganze Stadionrunde! Die Strecke auf dem Rückweg, die sommerliche Natur, ist mir alles egal. Nach schlappen 1.500m bin ich nur noch mit mir selbst unterwegs. Als ich endlich den Ausgangspunkt ankomme, fühlt sich mein Körper an als möchte er gerne nach Hause.
Doch jetzt geht’s erst richtig los.
Die Gruppe trifft sich an einem Weg der sich in Blickrichtung relativ steil vor uns erhebt. Wir werden von Meister Andy aufgeteilt und auf Stationen entlang des Weges hingestellt. Pratzentraining im Wechsel und mit Druck, solange bis Meister:“Wechseln!“ ruft. Nach zwei Wechseln gehen die Maschinen auf Volldampf! Meine Station ist die letzte bergan und jedes mal wenn meine Trainingspartner bei mir erscheinen, hat sich ihr Gesicht verändert. Bei schlappen 30°C in der Sonne, ist das Training mörderisch. „Shit! Gleich bist Du dran.“ – „Wechsel!“ Ich hämmer Faustkombos in die Pratzen bis es nicht mehr geht. Alpay Karaman motiviert mich weiterzumachen, ruhig atmen, aufrecht stehen und weitermachen. „Wechsel!“ Ich laufe den Berg herunter. Hier: Low_Kicks. Sollte ich die Deckung fallen lassen, wird mir Sammy eine drücken. „Also Langer, lass die Hände oben.“ Nach 5 Kicks habe ich meinen Rhythmus und die Dinger sitzen. Meine Fäuste sind wie angeklebt an den Ohren, ich hab keinen Nerv auf eine Schelle. „Wechsel!“ – Nach vier Durchgängen stolper ich den Berg nur noch hinunter, rauf ist eine einzige Tortour.
Mein Herz schlägt mir im Hals. Letzter Durchgang an dieser Station, danach erst mal Wasser trinken.
Der nächste Gang wird erklärt. Vor uns erhebt sich ein Steilhang. „Hier hinauf, dann links wieder runter, bis zum Ende und wieder zurück – 3x. Wenn Ihr fertig seid treffen wir uns oben am Platz.“ „Hier“ bedeutet: 250m Strecke, die in den ersten 80m entspannt 60° ansteigt. Über Stock und über Stein! Wir stapfen los. Erster Hügel – kein Thema. Wo geht’s lang? Vor mir noch zwei Hügel der gleichen Art…das darf jetzt nicht wahr sein! Als ich mich den Hang zurück quäle, meldet sich mein Körper. Er würgt. Alpay Karaman kommt mir entgegen und sagt bloß:“Das ist jetzt aber nicht so schön anzusehen.“ Lacht und läuft weiter. Es geht aber nicht anders – vor Anstrengung würge ich wie eine Katze, die nen Haarballen verschluckt hat. Clever wie ich war hatte ich außer einem Shake nichts weiter zu mir genommen – das wäre jetzt echt hässlich geworden.
Ich hasse diesen Berg. Er will das ich mich vor ihm verbeuge und zwingt mich, wie zuletzt ein Baum, in die Knie. Ein Schüler des Kyokushin Karate findet überall einen fähigen Meister.
Die folgenden Einheiten an den Pratzen sind unterirdisch – alle schnaufen und schwitzen in Bächen – doch die Stimmung ist einfach super! Gegenseitig wird motiviert, so dass alle durchhalten. Im Anschluss hieran schickt uns Meister Andy wieder den Steilhang hinunter und gibt vor das wir unseren Partner Huckepack nehmen und den Berg wieder rauf turnen sollen. Wie gesagt wir haben zwei Girls im Trupp gehabt. Keine Ausnahmen. Keine Entschuldigungen! Gökce, die Nichte von Großmeister Tasev muss mich (84,5kg) auf den Rücken nehmen und mich den Hang hochbuckeln. Sie trägt mich den Steilhang hoch bis sie langsam unter meinem Gewicht zusammensackt und sie einfach nicht mehr kann – Was für eine Leistung! Osu.
Am Platz der Gruppe angekommen, hört es sich an wie in einem Autopark: Überall Motorengeräusche! Allen geht die Pumpe, aber alle bringen noch Sprüche – so muss das Training sein: Fordernd, aber mit Spaß!
Es folgen Bauchmuskelübungen – dann sind wir an diesem Hang erlöst. Zum Abschluss jagt uns Meister Andy Große noch die Stufen zum Teufelsberg hoch. Dreimal. Verdammt! Meine Oberschenkel brennen und stehen kurz vor der Explosion. Auf der letzten Tour jaule ich mich mit Philipp, einem der jüngeren Teilnehmer nach oben. Sage ich:“Komm Alter! Noch ein paar Stufen!“ sagt Philipp:“Ich kann nicht mehr. Lass mich hier – geh Du allein.“ So geht das, bis wir auch noch die letzten Stufen genommen haben. High Five!
Wir haben es geschafft!
Mir bleibt nur übrig zu sagen, laufen ist nach wie vor nicht mein Ding doch: Regelmäßige Laufeinheiten sind elementar für den Aufbau von Kondition. Kondition ist wichtig, um im Kampf oder auf der Matte die erforderliche Zeit durchzuhalten und um flexibel auf Kampfverläufe reagieren zu können. Letztlich sorgt eine gute körperliche Leistungsfähigkeit auch für kürzere Erholungsphasen. Noch-Rauchern, wie mich, empfiehlt es sich dringendst vor den Laufeinheiten NICHT zu rauchen und vor und nach dem Lauf magnesiumhaltige Getränke zu sich zu nehmen. Ich habe nach dem Lauf am Teufelsberg den Rest des Tages nicht eine Zigarette angefasst – ein komplett rauchfreier Tag — Nichts ist unmöglich!
Osu!
Wie es weitergeht? Das lest Ihr nur hier auf German Fightnews!
In diesem Sinne: Keep calm and practice Kyokushin.
Euer Uchi Deshi