Die Karamans, ein Konsul und Cüneyt Arkin

Bei aller Neutralität, man muss diese Jungs einfach mögen. Gemeint sind K1-Doppelweltmeister Bülent Karaman und sein älterer Bruder Cezmi, der als Trainer versucht seinen jüngeren Bruder mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Er war einst selbst Weltmeister und kennt die richtigen Zutaten, die ein richtiger Champion benötigt, um die Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.

Aus den Augen verloren haben die Gebrüder Karaman ihre türkischen Wurzeln nie. Die Eltern kamen als Gastarbeiter aus Kayseri, einer anatolischen Großstadt, die für diverse kulinarischen Köstlichkeiten bekannt ist, nach Deutschland. Auch das sagenumwobene Kappadokien liegt gleich in der Nähe. Doch die Stadt hat jetzt mit Bülent Karaman im fernen Deutschland einen Helden dazugewonnen. Zwar muss Kayseri diesen mit Berlin, der Heimatstadt der Karamans teilen, aber das ist kein Problem für die ehrgeizigen Brüder. Sie sind in beiden Kulturen zu Hause, egal ob in der deutschen oder der türkischen.

Das ist auch gut so, denn in Berlin wurde der türkische Generalkonsul höchstpersönlich auf den Kampfsporthelden aufmerksam. So lud Ahmet Başar Şen die Berliner Sportler zu gerne ins türkische Generalkonsulat in der Heerstraße ein. Noch am selben Abend twitterte der stolze Konsul ein Bild mit den Karamans. Und Herr Şen will Bülent Karaman möglichst bei einem seiner nächsten Kämpfe persönlich unterstützen. Zudem versicherte er den zwei Berlinern zwecks Sponsoring für sie Kontakte mit der türkischen Wirtschaft herzustellen, was den Karamans vieles erleichtern würde. Alle Unkosten müssen die Brüder aus eigener Tasche bezahlen. K1 ist in Deutschland leider kein leichtes Geschäft, in der Türkei schon eher und deutlich populärer, was alleine der riesige Hype um Superstar Gökhan Saki zeigt.

Übrigens hat dieser Saki schon einmal gegen einen gewissen Nikolaj Falin gekämpft, dem nächsten Gegner von Bülent Karaman. Der Medwedeff Cup Sieger musste eine schmerzhafte Niederlage gegen Saki hinnehmen. Am 9. Mai heißt es allerdings Karaman gegen Falin, ein Topfight, der es auch verdient gehabt hätte, auf Fernsehen gezeigt zu werden. So geht es jedoch bei der fünften Ausgabe der bekannten Eggesiner Fighnight gegeneinander. Zu sehen wird das Duell über Fightstar TV sein.

Next Match Falin

Die Karamans sind zuversichtlich, den Kampf gegen Falin zu gewinnen und streben weitere große Fights an. Ideal wäre da Remy Bonjaskys Schützling Danyo Ilunga, gegen den aber viele kämpfen wollen. Aber auch Titelfights im schwächelnden Schwergewichtsboxen sind nicht undenkbar für Bülent Karaman, der gegen die Top 5 des deutschen Rankings sicherlich nicht schlecht aussehen würde. Vorbilder für so einen Wechsel vom K1 oder Thaiboxen gibt es zur Genüge. Prominenteste sind Manuel Charr, der Muay Thai Europameister war, sowie Marco Huck und Vitali Klitschko, die im Thai bzw. Kickboxen Weltmeister waren, bevor sie zum klassischen Boxen wechselten. Und genau das darf man auch Bülent Karaman zutrauen. Dafür müsste allerdings ein seriöses Angebot von einem der Topleute auf den Tisch. Das Zeug, gegen die deutsche Elite zu bestehen, besitzt Bülent Karaman, aber nur die wenigsten werden es mit ihm aufnehmen wollen.

Im Übrigen sind Bülent und Cezmi nicht die einzigen erfolgreichen Kampfsportler der Familie Karaman.
Der zweitälteste Bruder Alpaslan war Vizeweltmeister und ebenfalls Deutscher Meister sowie auch ein guter Bundesligaboxer. Der jüngste im Bund ist Alpay. Er ist mehrfacher Berliner und Deutscher Meister und wird, wenn Bülent mit weiteren Fights versorgt ist, seinen drei Brüdern folgen.

Cüneyt Arkin: Idol einer ganzen Nation

In der Kindheit hatte ein türkischer Actionstar die Liebe zum Kampfsport bei den Brüdern geweckt, also nicht Bruce Lee oder Chuck Norris. Cüneyt Arkin hieß der Schauspieler vom Bosporus. Seine Filme, alles schnell abgedrehte Billigproduktionen, haben mittlerweile weltweiten Kultstatus erlangt. Er spielte sogar an der Seite von Bolo Yeung und anderen Stars aus Fernost. Arkin, dessen Figuren von hohen Bergen auf die Rücken seiner Pferde sprangen, wohlgemerkt ohne Sattel und selbst von Maschinengewehrsalben nicht kaputtzukriegen waren, praktizierte ursprünglich als Arzt, als er durch einen Zufall gebeten wurde, in einem Film einen Arzt zu spielen. Die Zuschauer waren hin und weg von dem Mann mit den blauen Augen.  Der Actionstar, der auf dem ausländischen Filmmarkt auch unter den Namen Steve und George Arkin bekannt war, ließ die kleinen Kinderaugen der Karamans hell erleuchten. Kein Wunde, Arkin füllte alle Nischen des Actionkinos und war ein Rambo, Bruce Lee und Chuck Norris Verschnitt, mit dem Aussehen von Alain Delon. So war er für viele Türken in den 1970er und 80er Jahren der größte Held der Welt. Jedes türkische Kind war sich sicher, dass es ihr Cüneyt auch mit dem Weiße Hai oder King Kong hätte aufnehmen können. Auch die Karaman waren sich der Superkräfte ihres Idols sicher.

Cüneyt Arkin selbst soll die japanische Kampfkunst Karate beherrscht haben. Professionell wirkte die Darstellung seiner Kampfkünste in den Filmen zwar nicht, aber den Fans war es allemal egal.  Also verwunderte es nicht, dass der Background der Karamans im Karate liegt, besser gesagt im Kyokushin. Bis heute sind sie dank Cüneyt Arkin ihrem Sport treu geblieben. Heute sind die Karamans selbst Vorbilder, die den Nachwuchs in Berlin trainieren. Es sind Kinder mit und ohne Migrationsgeschichte, die von den besonnenen Brüdern viel lernen, auch fürs Leben.