Ein Blender und der richtige Journeyman im Boxring

In den Anfängen von GFN nahmen wir bei vielen Veranstaltungen Videos von Kämpfen auf und stellten diese später auf unseren verschiedenen Plattformen online. Hin und wieder kam es im Anschluss vor, dass der eine oder andere Kämpfer sich bei uns meldete, um die Löschung des Materials zu verlangen, auf dem sie zu sehen waren. Es wird wohl die wenigsten überraschen, dass der Großteil dieser Personen, von denen wir „historisches“ Videomaterial besaßen oder besitzen, ihre Kämpfe verloren hatten. Die Begründungen waren nicht selten zum Lachen und teilweise sogar so erbärmlich, dass wir dem Wunsch gerne entsprachen und die Videos löschten.

Doch eine Geschichte war so unverschämt, dass wir diese unseren Lesern nicht vorenthalten wollen.

Einmal wurde einer unserer früheren Video-Kanäle wegen einem osteuropäischen Boxer für einige Tage gesperrt. Es dauerte gut 24 Stunden, bis wir den Grund herausfanden. Ein Blender  wollte einen für ihn negativ ausgegangenen Kampf aus den Annalen streichen lassen. Der verantwortliche junge Mann hatte es mit gekauften Kämpfen zu einem beachtlichen Kampfrekord gebracht, aber bei seinem ersten und zum Glück einzigen Kampf in Deutschland, hatte er das große Pech, dass er bei einem kleinen Event jemanden vor die Fäuste bekam, der zwar als Journeyman einen gewissen Ruf hatte, aber zumindest in unseren Gefilden auch als ein technisch versierter Mann galt, der viele seiner Niederlagen hauptsächlich gegen gute Leute kassiert hatte. Das wusste der Manager unseres „Freundes“ mit dem aufgepeppten Kampfrekord natürlich nicht. Er dürfte sich so ziemlich sicher gewesen sein, dass der ihm vorgesetzte Gegner, schnell den Weg in den Ringstaub suchen würde.

Unser Journeyman, der in seiner langen Karriere mehr als zweidrittel seiner Kämpfe nicht gewinnen konnte, schien an jenem ominösen Kampfabend große Lust verspürt zu haben, eine absolute Flasche zu verprügeln. So endete das Duell zwar mit einer Überraschung für die ahnungslosen Zuschauer, nämlich vorzeitig zu Ungunsten unseres Fake-Kämpfers. Aus unserer Sicht hatte aber ganz sicher der richtige Mann gewonnen, nämlich der Journeyman, der trotz Negativrekord in unserer Welt als technisch beschlagener Athlet galt, der seinen Gegnern viel abverlangte und der für seine Börse etwas anbot.

Wochen später hatten wir diesen Kampf schon längst zu den Akten gelegt, da hatte ein deutscher Promoter einen Deal mit dem Manager des Osteuropäers abgeschlossen und überraschend sollte sein Schützling in einem nicht unbedeutenden Kampf gegen ein aufstrebendes Talent kämpfen. Die ausgehandelte Börse war für unseren Blender mit Abstand die höchste seiner Karriere. Nun stand da nur noch unser Video im Weg, also jener Beweis, der den Blender als Pfeife entlarven konnte. Tage nach Vertragsunterschrift, bekam nämlich der Promoter das Video auf den Tisch gelegt und so berichtete man uns, war er so gar nicht amüsiert über die Bilder und den Kampfausgang, denn es gab ein Problem: Kampfdatum und Pressemeldung waren schon veröffentlicht und das Duell offiziell. Eine Absage stand aber erst einmal nicht auf der Tagesordnung, aber es wurde verlangt, dass der Deal nur dann bestand haben sollte, wenn unser Video schleunigst gelöscht werden würde.

Der Kämpfer und sein Manager handelten schnell und statt bei uns offiziell eine Anfrage zu senden, beanstandete unsere „Kampfmaschine“ aus Osteuropa das Video als nicht erlaubte Aufnahme und welch Überraschung: wir waren raus aus dem Video-Geschäft. Na ja, zumindest für knapp fünf Tage. Nach unserem Einspruch und unserer guten Begründung, wurden wir wieder schnell freigeschaltet und das Video war wieder für Jedermann zu sehen. Wirklich großes Interesse zeigte eigentlich sowieso niemand an den Videoaufnahmen und den darin enthaltenen Darbietungen unseres Blenders. Die kaum erwähnenswerten Aufrufen durfte man getrost als einen echten Rohrkrepierer bezeichnen. Da der Promoter verständlicherweise kalte Füße bekommen hatte, ließ er den Kampf kurze Zeit später platzen und von unserem Blender hörte man nie wieder etwas in Deutschland.

Vor wenigen Jahren hatten wir bei einer Aufräumaktion das Video, welches sowieso nicht von guter Qualität war, gelöscht. Nach fast sechs Jahren hatte der Kampf keine 200 Aufrufe.

Kämpfer wie unseren Blender gibt es überall in dieser Welt, egal in welcher Disziplin, sie kaufen sich Siege, um schnell nach oben zu kommen und das schnelle Geld machen zu können. Manche von ihnen sind um ihre Hüften sogar mit Schrott in Form von Gürteln ausstaffiert, von Verbänden, die über Nacht irgendwo in irgendwelchen Hinterzimmern gegründet wurden und die sowieso kein Aas kennt. Manche dieser Helden nennen sich Weltmeister, die man aber nicht in der Welt, sondern höchstens irgendwo in der Provinz kennt. Das mag in der Disco bei irgendeinem naiven Mädchen oder den Kumpels Eindruck schinden, aber bei uns ruft das eher Mitleid und Bedauern hervor.

Das es überhaupt die Möglichkeit gibt, dass untalentierte Boxer oder auch MMA-Kämpfer die Möglichkeit haben, sich mit frisierten Kampfrekorden einen gewissen Ruf zu erarbeiten und damit an das schnelle Geld zu kommen, während viele seriöse Kämpfer vielleicht nie in ihrem Leben nur in die Nähe einer derartigen Chance kommen, liegt halt an der Szene selbst, die diese Blender benötigen und ihnen eine Plattform bieten. In Deutschland machte zuletzt auch ein Kämpfer von sich Reden, der auch uns allen bekannt sein dürfte und der übelst aufgeflogen ist. Aber diese Geschichte erzählen wir ein anderes Mal.

 

Hier aber noch eine kleine, doch recht amüsante Liste von anderen Gründen, mit Löschwunsch von Videos.

Grund Job: Mein Chef darf das Video nicht sehen, sonst bin ich den Job wieder los. Er weiß nicht, dass ich Kickboxer war.

Manchmal stimmten diese Angaben und wir entsprachen der Bitte, aber oft auch nicht. Diese Niederlagen sind noch im Netz zu sehen.

Grund Erlaubnis: Ich habe der Aufnahme nicht zugestimmt. Ihr müsst es löschen, sonst hört ihr von meinem Anwalt.

Jahre später, wir wissen nicht warum, ist entweder der Anwalt verschollen und wir wurden angeschmiert. Natürlich wurde das Material nicht gelöscht. Die Frage die Raum auch stand: Warum hast du nach dem Kampf mit uns ein Video-Interview gemacht?

Grund falsche Person: Kein Witz, einer kam auf die Idee, dass jemand unter seinem Namen gekämpft habe und er das auf dem Video nicht sei.

OK, wer ist das dann auf dem Video? Bitte geh zur Polizei und zeig den Betrüger an, danach löschen wir das Video. Seither haben wir seit Jahren nichts mehr zu diesem Fall gehört.

Grund unfair: Ich hatte an dem Tag meiner Niederlage eine Grippe und musste mit Fieber kämpfen. Das ist unfair gewesen, bitte löscht das Video.

Nö!

Grund Freundschaft: Ich dachte wir wären Freunde, warum teilt ihr das Video? Ich werde allen sagen, die sollen eure Seite nicht mehr abonnieren sollen,

Alles klar.

Grund Bezahlung: Der Veranstalter hat mir keine Kohle bezahlt, also zählt das nicht.

Tut es doch!

Grund Dummheit: Abi, ich schwöre, ich gebe dir 100 Euro, wenn du das Video löschst.

Wir nehmen kein Haram-Geld an Bruder.

Grund Minderjährigkeit: Ich war damals noch minderjährig und meine Eltern wussten nicht, dass ich damals gekämpft habe.

Dein Trainer wusste das auch nicht? Übrigens guter Bartwuchs für einen Minderjährigen.

Habt Ihr solche Storys auch schon erlebt?

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