Die Kunst des Verlierens und der Umgang mit Journalisten

Wenn man meistens gewinnt und hauptsächlich die Sonnenseite des Lebens kennt, ist es nicht schwer geliebt zu werden. Schulterklopfer und Ja-Sager, meist Prominente oder reiche Persönlichkeiten, umgeben sich gerne mit erfolgreichen Sportlern in den Zeiten ihres Erfolges. Die Medien hofieren einen, die Zeitungen hoffen auf Millionenauflagen und das Fernsehen fiebert höheren Zuschauerzahlen entgegen und auch wir Sportportale hoffen zumindest auf den kleinen Knochen, den die Werbebranche uns übrig lässt. Legitim, denn es ist nicht nur ein Nehmen und Geben in der Welt des Sports, sondern betrifft auch den normalen Alltag der Menschen…sollte man zumindest denken.

Doch was passiert, wenn der erfolgsverwöhnte Athlet plötzlich einen wichtigen Wettkampf verliert? Viele überfällt die Ohnmacht, darauf folgen Scham, Schmerz und das Gefühl viele “wichtige Freunde“ enttäuscht zu haben. Die vermeintlich Enttäuschten die einem dann in den Gedanken kreisen sind meistens diejenigen, die man in Zeiten des Erfolges kennengelernt hatte. Doch die Zeit hat uns gelehrt, dass genau diese neuen Freunde es sind, die erst langsam, aber dann immer schneller das Weite suchen.

Viele alte Wegbegleiter sind dann aber auch nicht mehr da. Denn nicht selten hat der einst so erfolgreiche Protagonist seine Freunde aus weniger erfolgreichen Tagen auf seinem Weg zum Ruhm vergessen, sie als selbstverständlich wahrgenommen. Und wenn plötzlich niemand mehr da ist, um seine Schulter zu tätscheln, dann bricht eine schwere Zeit an. Selbstzweifel über das eigene Können bis hin zur zur Suche nach einem Schuldigen wechseln sich dann oft ab. Selbst hat man ja nichts falsch gemacht, vielleicht wurde man einfach nicht richtig trainiert oder beraten. Glücklich können sich in solchen Momenten sport-1043190_960_720diejenigen schätzen, die eine intakte Familie im Rücken haben oder noch den einen oder anderen echten Freund.

Ganz selten, bei nur wenigen Ausnahmen, ist es sogar auch mal ein einzelner Journalist, der noch da ist, wenn der Großteil der Medien verschwunden ist, nur noch der Boulevard kurzfristig über einen kreist, um das letzte bisschen Bekanntheit in aufgebauschten Skandalstorys auszuschlachten. 

Aber dieser einzelne Journalist,  der übrig geblieben sein könnte, sieht vielleicht mehr hinter der Fassade des einstigen Helden, mehr als nur einen Star und Dukatenesel. Doch Vorsicht, gute Journalisten achten auf jede Handlung und Reaktion eines Stars, besonders auf die, die man nach einer Niederlage gezeigt hat. Und da gibt es viele Negativbeispiele.gold-medal-winner-381749_960_720

Man sollte vorsichtig sein, denn wer Worte in ordentliche Sätze verpacken kann, der beherrscht in der Regel auch die Kunst, Menschen nachhaltig zu schädigen, den geschriebene Worte können sehr mächtig sein. Es ist tatsächlich so, dass das geschriebene Wort das Vermächtnis großer Persönlichkeiten nach ihrer Zeit ist. Als Beispiel kann man da den Politiker Helmut Schmidt voranführen, der ein großer Politiker, Redner und Denker war, der von Freunden, aber noch mehr von seinen Feinden geschätzt und respektiert wurde. Nicht TV Aufnahmen oder Fotos sind uns nachhaltig in Erinnerung geblieben, sondern bestimmte Artikel in Magazinen und Bücher, die zumeist sachlich den Menschen Helmut Schmidt charakterisieren. Deshalb sollten Sportler, um wieder zurück zum eigentlichen Thema zu kommen, unbedingt lernen mit Kritik umzugehen. Denn nicht selten ist die Kritik eines Autors ein erster Fingerzeig, dass man nicht immer alles richtig gemacht hat im Leben. Man konnte immer wieder miterleben, wie besonders prominente Boxer von guten Journalisten vorgeführt wurden. Es sind oft die Athleten, die sich in regelmäßigen, großkotzigen Anfällen in der Öffentlichkeit unbeliebt gemacht hatten und auch mal freie Journalisten bei Boxveranstaltungen nicht akkreditieren wollten. Was der Sportler vergisst: wenn sein Name längst verblasst ist, schreibt dieser Journalist sehr wahrscheinlich immer noch. Ganz ehrlich, Menschen, die beispielsweise Boxer nach einem geschenkten Sieg feiern, so als hätte man eine Glanzleistung vollbracht, sollte man nicht ernst nehmen als professioneller Athlet, auch nicht solche Journalisten, die lieber beschönigen statt die Wahrheit auszusprechen. Es ist klar, schwarze Schafe gibt es auch unter den Journalisten.

Sieg und Niederlage – So nah beieinander doch so fern. Wer geht mit Sieg und Niederlage wie um? Oft eine Charakterfrage. Diese beiden Sportler auf diesem Symbolbild haben keine Probleme damit.

Wer mich korrekterweise kritisiert, ist mein Lehrer. Wer mir fälschlich schmeichelt, ist mein Feind.“

General Sun Tzu

Mich geprägt hat folgendes Zitat: „Wer mich korrekterweise kritisiert, ist mein Lehrer. Wer mir fälschlich ins Gesicht schmeichelt, ist mein Feind“. Dieses Zitat soll einst General Sun Tzu (um 500 v. Chr.) gesagt haben, dessen Weisheiten besonders in der Wirtschaft von Menschen befolgt werden, die wichtige Entscheider sind. Aber auch Sportler sollten „Die Kunst des Krieges“ zumindest einmal gelesen haben. 

Wer also dieses einfache Zitat beherzt, wird vielleicht nicht nur als Sportler im Leben weiter kommen, sondern auch als Mensch bei sich selbst ankommen.

Denn Verlieren ist die große Kunst die große Champions beherrschen. Gewinnen und sich ins Getümmel der Freude werfen, ist dagegen keine Zauberei. Denn das Gefühl von Glück teilen sich immerhin der Großteil aller Menschen. Aber klar ist auch, wer gewinnt, der versteht zumeist sein Handwerk. Aber, nach dem Können und der Kunst bleibt meistens der nackte Sportler und dessen wahre Persönlichkeit zurück.  

„Cui honorem, honorem – Ehre, wem Ehre gebührt“, soll der Apostel Paulus den Römern gesagt haben. Also wenn jemand etwas gut gemacht hat, sollte er auch den Dank dafür erhalten und wenn jemand etwas Besonderes geleistet hat, sollte man dafür muhammad-ali-572571_960_720geehrt werden. Das machen gute Journalisten, deren Aufgabe es auch ist, ebenfalls das Negative zu erwähnen.

Der Journalist Howard Cosell und der Boxer Muhammad Ali sind das beste Beispiel, wie das Zusammenspiel zwischen Journalist und Sportler funktionieren kann. Kritik gab es nicht zu knapp von Cosell an Ali, aber sie wurde zumeist angenommen vom Champ. Und über diesen Champ wird die Menschheit auch in tausenden Jahren sprechen, so wie über Sun Tzu oder den Apostel Paulus. Denn über beide haben auch Autoren berichtet, sogenannte Zeitzeugen, heute auch Journalist genannt, die der Nachwelt etwas über die begehrte Persönlichkeit hinterlassen  wollten. 

Wer also mit Kritik umgehen kann, der wird nicht alleine sein, wenn es mal nicht nach Plan läuft. Solche Sportler werden erst für ihre Persönlichkeit geliebt und respektiert und danach als Sportler beurteilt. Über die kritikfähigen Persönlichkeiten verfasst man als Journalist gerne schöne Worte.

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Howard Cosell und Muhammad Ali 1966 in New York

 

Die Kunst des Verlierens ist auch die Kunst wie man mit Kritik und seinen Mitmenschen umgeht. Denkt daran, am Ende bleibt das geschriebene Wort….

*** Die Personen auf den Bildern sind zufällig gewählt worden.
* **Wir haben auch bewusst Namen  nicht genannt, denn wir wollen auch  nicht, dass man in 1000 Jahren schlechtes über manche Sportler liest …