„Ich will den Weltmeistergürtel“ – Das Interview mit Saba Bolaghi


Saba BolaghiMit Saba Bolaghi sprach GFN Kampfsportexperte Momo Sa

Er ist seit seinem Sieg bei GMC 7 der beste Deutsche in der Weltrangliste. Saba Bolaghi gilt als MMA Besessener, der nur ein Ziel vor Augen hat: Titel bei den größten Organisationen zu gewinnen. Wir haben mit dem ehemaligen Weltklasse-Ringer vom MMA Spirit Frankfurt unter anderem über Gerüchte um Angebote aus den Staaten, seine nächsten Schritte, seine Teamkollegen und vieles mehr gesprochen.

Rückblick auf die GMC. Wie fällt dein Fazit zum Kampf gegen Vugar Bakhshiev und deiner Leistung aus?

Saba Bolaghi: Schade dass der Kampf so endete, ich hätte es mir anders gewünscht. Ich war soweit mit meiner Leistung zufrieden. Ich war dominant und konnte einige Sachen aus dem Training gut einbringen, wie zum Beispiel Cagecontrol. Das ist eine neue Sache für mich, aber ich finde mich immer besser rein. Ich werde lockerer. Das ist auch mein Ziel, die Lockerheit die ich beim Ringen hatte und jetzt auch beim Training habe auch in meine Kämpfe rein zu kriegen. Kämpfe sind (für mich) immer noch was anderes als Training, aber ich fühle mich immer wohler. Es soll Spaß machen und das macht es auch! Das ist sehr wichtig für mich, ich versuche diesen Spaß, den ich damals beim Ringen hatte, auch ins MMA zu transferieren.

War der Titelkampf für dich Ausschlaggebend, dass du dich entschieden hast bei GMC 7 zu kämpfen?

Ich hatte einen Gegner, deshalb habe ich da angeheuert. Ich bin immer glücklich, wenn ich kämpfen darf. Ich sitzeprofifightshop2 ständig auf heißen Kohlen und freue mich darauf, wenn Niels aus dem Büro kommt und sagt, dass ein Kampf steht (lacht dabei). Momentan ist es mir egal gegen, gegen wen und wo ich kämpfe. Ich freue mich auf jeden Kampf. Mein Hauptaugenmerk liegt auf dem anderen Ende der Welt, der UFC oder einer anderen großen Organisation.

Hast du mit dem Kampf gegen Vugar Bakhshiev, was deine Entwicklung angeht, einen Schritt nach vorne gemacht?

Beim MMA beginnt der Kampf im Stand und somit bildet es das Fundament, da legt man ein größeres Augenmerk drauf, denn Ringen kann ich, Jiu Jitsu liegt mir, da ich dieses Körpergefühl aus dem Ringen mit rein nehmen kann. Daher achte ich darauf, eine solide Striking Base aufzubauen. Ich wünschte ich hätte mehr im Kampf zeigen können. In der 3. Runde wollte ich loslegen und hatte auch die Anweisung aus der Ecke, dass ich freier im Kampf sein kann. Ich brauchte auch ein wenig Zeit mich in den Kampf einzufinden, da ich lange nicht mehr gekämpft hatte und mich ein wenig statisch fühlte. In der zweiten Runde wurde ich lockerer und hatte auch konditionell keine Probleme. Ich hätte gut und gerne noch 3 oder 4 Runden machen können.

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Ready To Fight – Saba Bolaghi mit Niels Schlaegel im Hintergrund

Nun wirst du in der Weltrangliste als bester Deutscher im Bantamgewicht aufgeführt. In diesem Zusammenhang wurde Vorfeld viel Wirbel um ein Duell zwischen dir und Khalid Taha gemacht. Wäre ein Duell gegen ihn für dich noch interessant?

Mir ist es völlig egal gegen wen, wann und wo ich kämpfe. Ich kämpfe gegen jeden den Niels mir hinstellt und ich mache mir halt keine Gedanken über Ranglisten. Ich konzentriere mich auf zwei Personen in meinem Training. Auf mich und meinen kommenden Gegner, alles andere blende ich völlig aus. Ich habe derzeit auch nicht Khalid Taha auf dem Radar, über solche Sachen mache ich mir erst Gedanken, wenn es soweit ist. Aber das sind Dinge, die Niels für mich regelt. Mein Job ist es im Cage zu gewinnen. Das erspart mir viel Energie, Zeit und Nerven.

Du warst mit Daniel Weichel bei der Bellator 147 in San Jose. Wie waren die Eindrücke vor Ort und der Veranstaltung dort?

Ich war das erste Mal in den Staaten bei einer großen Organisation und ich muss sagen, es ist alles sehr professionell. Es hat mich beeindruckt und hat mir auch sehr gefallen. Das kenne ich vom Ringen, es passte einfach alles. Wenn Waage um 16 Uhr angesagt ist, dann findet die Waage auch um 16 Uhr statt. Wenn gesagt wird, die Kämpfe beginnen um 17 Uhr, dann beginnen die Kämpfe auch um 17 Uhr. Der komplette Ablauf und die Organisation, es ist alles nochmal ein anderes Niveau. Und auch die Qualität der Kämpfe hat mich fasziniert. Ich bin jetzt noch heißer darauf selbst dort mitzumischen. Die Stimmung in den Staaten ist Wahnsinn. Die Amis sind einfach absolute Sportfanatiker. Das sieht man ja auch in der NBA, NHL, NFL, die Stimmung dort ist brutal.

Daniel Weichel hat einen souveränen Sieg gegen Georgi Karakhanyan eingefahren. Konntest du auch etwas für dich mitnehmen aus Daniels Leistung?

Daniel und ich kommen aus demselben Trainingscamp, daher kenne ich alles und weiß wie er kämpft. Es ist aber trotzdem faszinierend mit was für einer Souveränität er seine Kämpfe durchzieht. Drei Runden lang zieht er seinen Stiefel durch, alles im hohen und gleichbleibenden Tempo und er lässt sich durch nichts davon abbringen. Allgemein sind es diese altbekannten Kampfsportregeln, dem Gegner seinen Stil aufzwingen, konzentriert von der ersten bis zur letzten Sekunde, immer wach sein. Das hat Daniel hervorragend umgesetzt und das bestätigt halt eigentlich nur wie gut unser Striking Trainer Mohamed Ouali und das Training allgemein ist. Wir sind da alle auf einem wirklich guten Weg, muss ich sagen.

Saba und Team
Einer für alle – alle für einen – Bolaghi mit Niels Schlaegel und Max Coga – MMA Sprit Frankfurt

Inwieweit profitierst du von der Präsenz deiner Teamkollegen wie Daniel, Stephan Pütz oder Max Coga?

Wir sind extrem im Team unterwegs. Parallel zu den normalen Kursen bei uns im MMA Spirit, trainieren wir auch in Pro-Seminaren zusammen und profitieren von einander. Die Pläne sind auf alle Kämpfer abgestimmt. Ein Kämpfer ist nur so gut, wie seine Trainingspartner. Wenn du dich entwickeln willst, heißt es nicht umsonst „Eisen schmiedet Eisen“. Wir sind ein Team und ich muss schon mit etwas stolz sagen, die ganzen Kämpfer die aus dem Ausland zu uns kommen und bei uns trainieren oder ihre Trainingscamps bei uns absolvieren bestätigen uns immer wieder, dass es Teams wie das MMA Spirit sehr selten auf der Welt gibt. Wir sind Freunde auf der Matte, neben der Matte, im Privatleben. Wir sind wie eine Familie.

Was ist an den Gerüchten um Bellator dran? Gab es vor Ort Gespräche?

So leid es mir tut, ich kann dazu leider nichts sagen. Ich führe keine Gespräche mit Organisationen. Wenn da ein Telefon klingelt, dann ist es das vom Niels und nicht meins…also selbst wenn es Gespräche gegeben haben soll, weiß ich noch nichts davon. Aber was ich definitiv sagen kann, ist das Bellator oder die UFC das Ziel sind! Ja, es wird schon rüber gewunken und es gibt Verbindungen und Kontakte, aber das ist bisher die Orientierung. Ich wüsste gerne selbst mehr (lacht).

Man hat auch gemunkelt, dass du ein Angebot von der UFC vorliegen hattest. Was ist an diesem Gerücht daran?

Kraken Logo(Lacht) Also ich habe noch keine Anfrage abgelehnt und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Niels eine abgelehnt hat. Von dem Gerücht habe ich selbst noch nichts gehört, aber ich finde es sehr interessant. Aber wie gesagt, bei mir persönlich kam noch keine Anfrage von der UFC- mehr kann und will ich dazu nicht sagen.

Was ist ansonsten mit der M1, wo du schon gekämpft hattest. Ist das noch eine Option? Und eine weitere aufstrebende Organisation ist die KSW. Wäre es da denkbar für dich anzutreten?

Es wäre eine Option bei M1 Kämpfe zu machen, aber mein eigentliches Ziel sind die Staaten. Ich denke, ich spreche da für Niels und mich, dass das jetzt gerade alles die Vorbereitung ist, um später in den Staaten durchzustarten. Ich will so schnell wie möglich ins Haifischbecken! Alles andere wäre Zeitverschwendung, wenn mein Fokus ganz woanders liegt. Mein Ziel ist es nicht bei der KSW, BAMMA oder M1 zu dominieren, sondern die Staaten. Das Größte, Stärkste und Beste, das will ich, damit möchte ich mich messen. Ich will nicht überheblich klingen, ich bin noch in der Entwicklung und am Anfang meiner Karriere, aber ich gebe jeden Tag 100 Prozent für meine Ziele. Alles andere steht noch in den Sternen. Ich will den Weltmeistergürtel eines Tages um meine Hüften schnallen.

Alle Blicke im MMA gehen am Samstag zum Superduell zwischen Aldo vs. McGregor. Wer ist dein Favorit und warum siehst du ausgerechnet diesen Kämpfer vorne?

Das ist eine ganz schwierige Frage, die schon seit Wochen im Raum steht. Ich traue mich kaum sie zu beantworten. Es ist ein absolut offener Kampf, jeder hat seine Stärken. Wer seinen Stil durchbringt, der gewinnt. Wenn Aldo es schafft in den ersten Runden viel Schaden anzurichten, kann er über die Runden oder gar per KO gewinnen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Aldo versuchen wird, den Kampf auf den Boden zu verlagern, schließlich ist er ein BJJ-Schwarzgurt. Conor McGregor ist unglaublich souverän im Stand, hat super präzise Hände und gefährliche Kicks. Er ist ein Athlet, der von der ersten bis zur letzten Sekunde jedem Gegner gefährlich sein kann und puuuh (lacht), allein aus Interesse und Sympathie, sage ich, dass Aldo gewinnt, weil er Bomben in den Fäusten hat und McGregors Verteidigung dagegen die eine oder andere Lücke, wie im letzten Kampf deutlich wurde. Während ich allerdings ausspreche, dass Aldo gewinnt, kann ich mir vorstellen, dass McGregor siegt. Ich fände es aber echt interessant zu sehen, was passiert wenn McGregor verliert und medial damit umgeht und was er dann sagt. Deswegen bleibe ich bei Aldo, er gewinnt und beendet seine Karriere. Ich freue mich aber über dieses gesamte MMA-Wochenende.

Im Gegensatz zu McGregor wirkst du sehr besonnen. Ist das der Saba, den wir kennen oder steckst auch in dir ein Enfanterrible?

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Ringen gehört der Vergangenheit an – Foto: Main-Netz.de

Ne eigentlich steckt kein „Enfanterrible“ in mir, ich möchte niemanden beleidigen oder schlecht machen. Ich war aber auch noch nicht in der Situation beleidigt oder schlecht gemacht zu werden. Ich konzentriere mich auf mich. Ich will einfach Spaß an der Sache haben, dazu gehören dann auch mal ein paar Witze und auch ein Tänzchen im Käfig (lacht), aber ich rede nicht schlecht über meine Gegner, ich respektiere jeden. Manchmal tut es mir auch leid, dass ich meine Gegner besiegen oder hauen muss (lacht) , aber das ist das Business.“

Blick in die Zukunft in 3 Jahren: Saba Bolaghi vs. Connor McGregor – Wäre das dein Traumduell oder gegen wen sonst?

Wenn ich meine Fantasie spielen lasse, dann wäre mein Traumduell gegen GSP, George Saint Pierre. Man sagt, er sei ein guter Ringer, seine Takedowns sind stark. Das wäre ein echtes Highlight. Wie die Realität in drei Jahren aussehen wird, kann keiner sagen, aber in meiner Vorstellung sehe ich einen Gürtel vor Augen; wem ich diesen abnehmen muss ist mir dabei vollkommen egal!

Noch einmal zurück zur Bellator. Es gibt erste Gerüchte, dass Bellator auch plant, nach Deutschland zu kommen. Weißt du etwas darüber und was würde das für Deutschland bedeuten?kraken hood

Ich habe noch nichts gehört, dass die nach Deutschland kommen wollen. Nur, dass sie nach Italien, England und
Israel gehen. Fände ich aber sehr cool, weil solche Veranstaltungen das Feeling und den Fame aus Amerika hier
rüber bringen. Das ist Show, es ist Sport, es ist ein Event und keine Hinterhof Keilerei, was viele Leute in Deutschland leider noch glauben. Die machen echt super Shows und das wäre tolle Werbung für MMA in Deutschland und Europa.

In diesem Zusammenhang muss man zum Abschluss auch fragen, ist Berlin ein guter Standort, wenn man sieht, dass die letzten UFC Veranstaltung zweimal nicht ausverkauft waren? Wäre Frankfurt oder Köln nicht bessere Standorte?

Frankfurt natürlich. Da springe ich in die Straßenbahn und nach zwei Stationen bin ich da J Köln natürlich auch. NRW ist momentan Deutschlands MMA Hochburg. Ich kann die Strecke kaum noch sehen (lacht), kenne echt jedes Straßenschild. Frankfurt ist eine Weltmetropole- also wären Köln oder Frankfurt wegen der Lage, meiner Meinung nach besser. Allein aus diesen Städten selbst würden locker 2, 3 oder sogar 4 tausend Zuschauer kommen.

WMMAA